Der verschwundene Bücherschrank

Nach einem Arbeitstag, ein paar Stunden, ein bißchen Korrigieren am neuesten Projekt und ein bißchen Wahlkampfvideoschauen, denn das macht Spaß, informiert und weckt vielleicht auch die Schadenfreude, hat sie sich aufgemacht, um nach der Sommerpause das erste Mal wieder ins Literaturhaus zu gehen.

Zwar wartet auf die selbsternannte dreifache Buchpreisbloggerin drei solche Listen, die deutsche, österreichische und schweizerische mit entsprechend vielen aufzulesenden Büchern auf sie, was ohnehin ein bißchen schlechtes Gewissen macht, denn beim deutschen Buchpreis ist sie erst bei Buch sechs, beim österreichischen bei Buch zwei, wobei es sich um dieselben Bücher, nämlich, die der Marlen Streeruwitz und Raphaela Edelbauer handeln und bei dem schweizer hat sie zwar schon drei Bücher im Bad, beziehungweise E-Book Folder liegen, aber mit dem Lesen noch gar nichgt angefangen.

Aber trotzdem es gibt es Buchgeschehen, abseits der Buchpreislisten, natürlich ganz klar und im Literaturhaus wird auch ein solches vorgestellt, was sonst höchstwahrscheinlich an ihr vorbeigegangen wäre, sich also nach der letzten Stunde, beziehungsweise der letzten korrigierten Seite aufgemacht, um ins Literaturhaus zu gehen.

Da kommt sie am Margararetenplatz natürlich am “Wortschatz” vorbei und kann trotz ihrer Bücherberge und Bücherstapel dort natürlich nicht vorüber gehen, denn sie könnte ja etwas versäumen, also kurz hineingeschaut und außer einem Sprachführer für den nächsten Italienurlaub nicht viel gefunden, natürlich nicht, was hätte sie erwartet, obwohl sie da und auch in den anderen Schränken schon manche Schmankerl, sprich ausgeschiedene Leseexemplare gefunden hat, an denen sie sich erfreuen konnte und das auch tat.

Manche Bildungslücken hat der Bücherschrank schon bei ihr gefüllt und sie ist auch eine absolute Freundin der solchen, die es in Wien seit 2010 gibt und die seither auch wie die Schwammerln aus dem Boden spießen.

Der Erste wurde dort in der Zieglergasse-Westbahnstraße von Frank Gassner aufgestellt und zwei Jahre später sogar mit Hilfe von Hermann Nitsch erneuert und gewidmet, dann gibt es den beim Heger-Park in der Grundsteingasse, da hat sie schon einmal gelesen, beziehungsweise ihre “Mimi”, dort vorgestellt, in der es ja auch eine Bücherschrankbenützerin beziehungsweise Betreuerin gibt, denn die Bücherschränke haben sie nicht nur bezüglich Lesen bereichnert, nein, sie hat auch immer wieder darüber geschrieben und findet ein solches Tauschverhalten im öffentlichen Raum sehr gut, gibt auch zu, daß sie mehr Bücher hinaus als dort hineinstellt, ist sie doch eine Sammlerin, die sich eigentlich nur ungern von ihren Büchern trennt, aber die eigenen Werke finden regelmäßig nach Erscheinen hinein und, daß es Leute gab, die sich über die Schränke lustig machen, sie sogar zerstören und beschmieren oder sie als “Sandlerbibliothek” beschimpfen hat sie nie verstanden und glaubt auch, daß sich diese Vorurteile und auch die, daß die Leute sich dann nur der Bücher bedienen und sie verkaufen würden, ein Argument, daß vor allem Anfangs sehr zu hören war, glaubt sie nicht so recht, sondern hat sogar den Verdacht, daß sich die Antquariate eher ihrer Ladenhüter dort entledigen, als Bücher von dort ankaufen, dazu gibt es in Zeiten der “Make it small-Philosophie” höchstwahrscheinlich zu viele Bücher und sich der Bücher, statt sie in den Mist zu werfen, sie in den Bücherschrank zu stellen, wenn man zum Beispiel eine Verlassenschaft zu entsorgen hat, ist sicher eine gute Idee, an der sie sich, sie gibt es zu, schon öfter daran bereichert hat und manchmal die Bücher auch eine Weile bei sich stehen hat, bis sie dazu kommt sie zu lesen.

Auch das gibt sie zu, aber als sie diesen Sommer in die Schweiz auf Urlaub gefahren ist, hat sie sich vorher in ihren Regalen umgesehen und dort sogar drei ehemalige Buchpreisbücher gefunden, die sie dann in Locarno nach und nach aufgelesen hat, dort in einem Bücherschrank in einem Kaff einen aktuellen Krimi fand und sich nur ärgerte, daß sie “Herrmann Hesse antwortet…. auf Facebook”, das sie einmal vom Schrank nach Hause trug, dann aber nicht rechtzeitig gefunden hat, um es  in Montagnola stilgerecht aufzulesen.

Egal, das Buch ist jetzt gefunden und kann gelesen werden, wenn sie sich wieder in die Schweiz begibt oder nein, doch nicht so ganz denn der nächste Schweiz-Urlaub geht nach Basel zur Verleihung des “Schweizer Buchpreises” und da wird sie sich wahrscheinlich eher die Buchpreisbücher”, als den Hesse mitnehmen, denkt sie, während sie an dem noch leeren und im Dunklen liegenden Literaturhaus, es ist zwanzig Minuten vor Veranstaltungsbeginn und sie eine  pünktliche Person, vorübergeht, um vorher noch in Richtung Schrank und Westbahnstraße hinaufzugehen, denn es könnte ja sein, daß Daniela Strigl, die ja glaube ich in der Nähe wohnt, ober ein anderer Rezensent Sibylle Bergs “GRM”, eines der Schweizer-Buchpreisbücher, das sie wahrscheinlich nicht bekommen wird, aber unbedingt lesen will, hineingelegt hat, denkt sie wieder, um dann etwas erstaunt, in das Gesicht von Barbara Zeman zu schauen, die gerade an ihr vorübergeht.

Aber natürlich, sie ist ja die Moderatiorin der Veranstaltung, wie sie sich sogleich erinnert und an den vielen Baustellen vorbei, die sich momentan offenbar in ganz Wien und daher natürlich auch in der Zieglergasse befinden vorübergeht und ihre erwartungsvolle Vorfreude kurz darauf  verschwinden läßt, beziehungsweise diese einen Dämpfer bekommt, denn was ist denn das, das kann es doch nicht sein, an der Ecke Zieglergasse Westbahnstraße, wo sich der Schrank und seit kurzem auch ein paar Sesseln befinden, in denen man sich während des Büchersuchens ausruhen oder vielleicht gleich ein bißchen lesen kann, gibt es nur mehr den Briefkasten, der sich auch  dort befindet, ansonsten ein Absperrgitter, einen Baustellenzaun: “Betreten verboten, Eltern haften für ihre Kinder!”, heißt es da und kein Bücherschrank.

Vorübergehend geschlossen, abmontiert, entfernt.

“Wird nach Beendigungen der Bauarbeiten wieder aufgestellt!”, wird sie später auf der betreffenden Facebookseite lesen. Zuerst einmal aber nur entäuscht und ein bißchen verloren dreingeschaut, aber dann angesichts der eldendslangen Bücherliste und dem sechsten deutschen und zweiten österreichischen Buchpreisbuch, dem der Raphaela Edelbauer, das ihr sehr gefällt und das sie ohnehin  in der Tasche trägt um bis zu Veranstaltungsbeginn noch ein bißchen darin zu lesen, die Achseln zucken und “Macht ja nichts!”, denken.

Macht ja nichts, denn es gibt im intensiven Bücherherbst der Neuerscheinungen und des dreifachen Bücherbloggens ohnehin sehr viel zu lesen und wenn die Bauarbeiten bis Dezember beendet sind, kann sich der Schrank nach Weihnachten ja wieder dort befinden, um die ungewünschten Weihnachgtsgeschenke oder eventuelle Duplikate aufzufangen und vielleicht ist dann, wenn sie wieder dort vorbei kommt, sogar eines der Buchpreis-Bücher darin, das sich momentan nur in ihrem E- Bookfolder befinden, denn sie ist ja eine Büchersammlerin und außerdem, auch wenn sie an keinen Buch riecht, leckt oder schmeckt, der Meinung, daß nur ein Printbuch ein richtiges Buch ist und sie ein solches lieber hat.

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