Es wird Zeit

Bevor es doch an das Buchpreislesen geht, da sind schon alle Bücher da, aber bisher erst ein Einziges gelesen, jetzt noch ein Frauenroman von Ildiko von Kürthy.

Ich habe, die ich ja manchmal auch Chicklits und Krimis lesen von der 1968 Geborenen schon einige Bücher gelesen und sie haben mir, glaube ich, nicht so besonders gefallen. Hier ist es anders, aber auch ein bißchen ambivalent.

Geht es doch, um die Bewältigung einer Midlifekrise einer Frau, um die Fünfzig mit drei Söhnen, einen Zahnarzt, als Gatten mit einer Ehe, wo nicht mehr viel läuft, in einem Vorort von Hamburg, wo sie all das macht, was die Mittelschichtfrauen halt so machen, die Kinder zur Schule bringen, dort im Elternverein oder sonstwo helfen, halbtagstätig ist, kocht, putzt, bügelt, mit der Putzfrau verhandeltund mit ständig schlechten Gewissen wegen des Übergewichts doch noch ein bißchen Nutella aus dem Glas nascht.

Das ist Judith Rogge und deren Mutter ist gestorben und nun muß sie zur Beerdigung der Urne und zum Verkauf des elterlichen Hauses in das Dorf, wo sie aufgewachsen ist und das ist keine gute Idee, hat sie dort doch ein großes Geheimnis, das sie die letzten zwanzig Jahre sehr belastet hat.

Das wird nun nach und nach und manchmal durchaus sehr langatmig und so geschrieben, als käme es aus einem Ratgeberbuch aufgeklärt, manche Szenen sind wieder sehr lustig und am Schluß ist alles gut und die Mittelschichtfrau geht glücklich in ihr neues Leben hinein?

Doch nicht so ganz, denn vor zwanzig Jahren, hatte Judith eine beste Freundin und die hatte einen Freund mit dem sie in die Anwaltskanzlei ihres Vater einsteigen wollte, aber der macht zuerst noch eine Reise, kommt von dort nicht mehr zurück und Judith plagt das schlechte Gewissen, hat sie sich doch in Michael verliebt und ist nun schwanger.

Kopflos verläßt sie die Freundin und das elterliche Haus, zieht nach Hamburg, heiratet Joachim, bekommt drei Söhne und nun steht sie am Friedhof des elterlichen Dorfes, um das künftige Grab ihrer Mutter zu besichtigen und fällt dort fast hinein, als Anne sie entdeckt.

So was hatten wir schon ein oder zweimal in der Literatur und es geht auch gleich weiter, denn der der dasHaus kaufen will, ist eine andere Jugendliebe, ich glaube, der, der sie mit Vierzehn oder Fünzehn entjungfert hat und auch ihr Meerschweinchen ermordete, also ein Arsch.

Das ist er noch immer, verheiratet und das Haus will er auch zu Spekulationszwecken, aber Judith verliebt sich in ihm und hält nun während es zu verunglückten Treffen kommt und die Urne doch nicht so schnell, wie gedacht beerdigt werden kann, schier endlose Mologe über das glücklose Leben einer Mittelschichtfrau und dem fluch des Älterwerdens.

Dabei ist das Leben der anderen noch viel schlimmer. Anne hat nämlich Krebs im letzen Stadium. Die Freudinnen versöhnen sich wieder, Judith begleitet sie zu den Behandlungen, beschließt das Haus doch nicht zu verkaufen, sondern mit ihren Freunden in einer Art Altershippiekommune glücklich zusammen zu leben.

Sie erfährt, daß Michael nicht gestorben, sondern nur ausgestiegen und das Kind auch nicht von ihm ist, trennt sich glücklich von ihrem Joachim, der sich mit einer Seljacht statt mit einer Frau fortan vergnügen will und alles wird gut, bis, daß Anne doch stirbt und das den anderen irgendwann auch nicht erspart bleiben wird.

Ein vergnüglicher Roman über die Midlifekrise könnte man so sagen und ich denke, daß er wahrscheinlich hauptsächlich von Frauem, um die fünfzig oder noch älter, wie ich beispielsweise, gelesen werden wird und frage mich, wie das Buch auf sie wirkt?

Ich habe mich ja schon in meiner Jugend mit der Mildlifekrise beschäftigt und als ich noch nicht viel davon verstanden habe, eine Dissertation darüber geschrieben und als ich am vorigen Donnerstag das Buch gerade angefangen hatte, und zum Salten-Symposium ins Rathaus ging, meine Straßergassenfreundin auf der Straße getroffen, die mir von ihrem Krebs und der sechsten Chemotherapie erzählte, die sie erwartete.

So wird es wahrscheinlich auch den anderen Frauen gehen, das Übergewicht ist da, die Ehe im Heimer und das Buch gibt manchmal sehr lustig, beispielsweise die Stelle, wo der achtzehnjährige Sohn mehrmals anruft, weil er nicht weiß, wie man eine Waschmaschine betätigen muß, sich die Mutter gerade in einem Schweigekloster befindet, manchmal sehr langatmig gute Ratschläge, wie man das Leben bewältigen kann, die wahrscheinlich auch mehr oder weniger gut wirken werden.

So bin ich gespannt, wie das Buch von den Lesern aufgenommen wird  und kann auch noch spoilern, daß sich Ildiko von Kürthy derzeit auf Lesereise befindet, war doch dem Buch ein Flyer beigelegt, auf dem man die genauen Termine von September 2019 bis Juni 2020 finden kann.

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