Alle unsere Jahre

Nun kommt eine Neuentdeckung, “Wagenbach” hat einen Roman der 1958 in England geborenen und schon lange in Kanada lebenden Kathy Page, die schon acht Romane geschrieben hat, “Alle unsere Jahre” im Original “Dear Evelyn” herausgebracht und will die Autorin, die auch im Herbst nach Frankfurt kommt, offenbar im deutschen Bereich bekannt machen.

So liegt das E pub schon lange in meinem E -Book- Folder. Jetzt ist das Buch  erschienen, wurde auch schon bei MDR vorgestellt und von Rainer Moritz sehr gelobt. Es ist ein Familienroman, der die Szenen der Ehe von Harry und Evelyn in sehr eindrucksvollen Bilder beschreibt und dabei ein langes Nachkriegsleben schildert.

Harry wurde in der Zwischenkriegszeit geboren. Die erste Szene schildert sehr eindrucksvoll die Geburt und erinnert dabei ein bißchen an die “Asche meiner Mutter”, die Eltern gehen in dem ärmlichen London, aber sehr liebevoll mit ihrem zweiten Sohn um und auch das nächste Kapitel ist sehr eindrucksvoll.

Da ist Harry schon älter und wird von einem einäugigen Lehrer unterrichtet, der im Krieg sein Auge verloren hat, den daduruch haßt und den Schülern auf sehr unkonventionelle Art und Weise, die Liebe zur Poesie nahebringen will.

Das mißlingt wahrscheinlich, der Lehrer wird versetzt, schenkt Harry aber zum Abschied ein Buch und die Liebe zu den Gedichten zieht sich durch den ganzen Roman, es werden auch Ausschnitte daraus zitiert.

Im dritten Kapitel ist Harry schon erwachsen, hat nicht studiert, obwohl er ein Stipendium bekommen hätte und lernt Evelyn in einer Bibliothek kennen, die liest dort gerade Daphe du Mauriers “Rebecca” und man könnte sagen, daß das ganze Buch auch in einem etwas altmodisch wirkenden Stil geschrieben wirkt, obwohl es bis in die Gegenwart hineingeht.

Harry und Evelyn, die wie im Beschreibungstext steht, sehr unterschiedlich sind, heiraten. Der zweite Weltkrieg beginnt. Harry wird eingezogen und kommt nach Westafrika. Evelyn bleibt zu Hause, bekommt ihr erstes <kind Lilly und sehr liebevolle Briefe von Harry von der Front.

Evelyn wurde von ihrer Mutter sehr geliebt und verwöhnt, haßt aber ihren trikenden tuberkolösen Vater und als sie an sein Sterbebett gerufen wird, ist sie nicht imstande “Ich liebe dich Dad!”, zu sagen, wie es die Mutter von ihr fordert.

Eine zweite Tochter, Valerie, wird geboren und ein Haus bezogen. Dazu werden Vorhänge gebraucht. Evelyn entscheidet sich für einen Stoff, der eigentlich noch immer viel zu teuer ist, obwohl ihr die Verkäuferin verrät, daß er im Abverkauf nur mehr die Hälfte kosten wird.

Sehr spät kommt die dritte Tochter Louise, die den Eltern wegen ihrer sexuellen Freizügigkeit Schwierigkeiten macht. So geht Evelyn deshalb auch zur Polizei, als sie einen Brief findet, in dem Louise darüber schreibt, was etwas absurd wirkt.

Dann werden die Eltern selber alt und Evelyn sehr ungeduldig mit Harry, der sehr ausgleichend ist und  ihr nicht sagen möchte, was er essen will, um ihr keine Mühe zu machen. Er braucht eine neue Hüfte, wird inkontinent, was Evelyn nicht aushält. So kommt er in ein Heim, während die Neunzigjährige mit einer der Töchter noch eine letzte Reise macht und Harry in sein Altersheim einen Brief aus Paris schreibt.

Der geht im Heim verloren und die Managerin bemüht sich sehr, ihm zu erklären, daß das vom überforderten Personal keine böse Absicht war und sie ihm auch schon gesagt haben, daß Evelyn ihn deshalb  so lange nicht besuchen kam, weil sie schon vor einigen Monaten, kurz nach ihrer Rückkehr von der Reise, verstorben ist.

Ein sehr interessantes Buch, das auf eine sehr eindruckvolle Art und Weise das Älterwerden und die Schwierigkeiten einer Ehe schildern. Für mich sind es die farbigen Bilder, die ich zu beschreiben versucht habe, die mich besonders beeindruckt haben. Nun bin ich gespannt, wie das Buch im deutschen Raum aufgenommen wird und was ich noch von Kathy Page hören oder lesen werde.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *