Das Leben ist eins der Härtesten

Jetzt kommt wieder ein Debut und zwar von einer sehr jungen Frau, der 1991, geborenen Giula Becker, die für “Das Leben ist eines der Härtsten”, bei “Rowohlt”, erschienen, schon einen Debutpreis bekommen hat und mir ging es recht ambivalent mit dem Buch, das in seiner Absurdität und Skurillität, am Klappentext steht wieder etwas von “grandios-komisch” an Nele Pollatscheks Debut erinnert hat und am Anfang, im ersten Teil war ich baff, denn ich dachte, das ist ja ungefähr das, was ich in meinem nächsten Romanprojekt beschreiben will und habe mich gefreut, daß  die jungen Autorinnen alle sehr realistische Romane zu schreiben scheinen.

Denn da gibt es vier Personen, Silke, Renate, Willy-Martin und Frau Goebel und die werden im zweiten Teil für drei Tage in ein “Tropical Island” eine Art Wellnessparadies in der Ex-DDR, wenn ich es richtig verstanden habe, aber da hat mir das Buch schon nicht mehr so gefallen.

Der erste Teil ist aber wirklich sehr eindrucksvoll geschildert, daß ich wieder dachte “Wui, wie kann die das schon mit achtundzwanzig Jahren?” und um es kurz zusammenzufassen. Es passiert wieder einmal viel zu viel und die Tragik wird wahrscheinlich sehr geschickt, um den Lesergeschmack zu treffen, mit der Komik aufgewogen oder überbordet, so daß ich das Buch eigentlich als sehr traurig empfunden habe und dazu passt auch der Titel und der Schlußsatz den Silkes Oma immer sagte:

“Das Leben ist eines der Härtesten, wenn die Depressionen im Winter wieder schlimmer wurden und ihr nichts anderes mehr übrigblieb, als über die ganze Sache zu lachen.”

Da denke ich auch, wie kommt eine Achtundzwanzigjährige zu diesen Sätzen? Hat sie sie erlebt oder nachempfunden und um, mit dem Anfang zu beginnen oder wieder ordentlich zu spoilern, Silke hat einmal im Leben, als sie ihren damaligen Mann Unterlagen zu einer Konferenz bringen sollte, die Notbremse gezogen und das hat ihr ganzes Leben zersötrt. Sie sitzt jetzt, wahrscheinlich Jahre später, auf einem Berg von Schulden oder eigentlich arbeitet sie in einer Bahnhofsmission, denn sie hat auch und das fand ich sehr interessant und sehr schön ausgearbeitet, ein Helfersyndrom.

Diese Bahnhofsmission wird köstlich geschildert. Denn der Leiter ist ein Herr Marquart und der will ein hippes Szenelokal aus der Sozialeinrichtung machen, so daß es eine teure Kaffeemaschine gibt und die Obdachlosen hinausgegreult werden.

Silke spielt da nicht mit, sondern geht mit Zippo, das ist einer der Obdachlosen, der Krebs hat, zum Arzt und will, da die Sozialsysteme offenbar für die Behandlung nicht aufkommen, was zum Glück, glaube ich, noch nicht so realistisch ist, dafür Geld sammeln.

Sie hat aber auch eine Freundin namens Renate, die ihr damals in ihrer Krise geholfen hat, die ist eine sehr skurrile Person, deren Hund gestorben ist. So daß sie sich aus der Depression, in der sie sich seither befindet, nur durch massive Impulskäufe retten kann und Willy-Martin ist ein Taubenpfleger mit Hundephobie, der beim Online spielen, eine Kerstin kennengelernt hat. Die zieht über Nacht mit ihrem Hund bei ihm ein und vergreult ihn aus seiner Wohnung, so daß  beide bei Silke landen, die gerade von ihrem Ex-Mann, der wieder zu ihr will, besucht wurde und sich außerdem, um die neunzigjährige Frau Goebel kümmert, die nur noch den Wunsch hat, in dieses Tropical Ressort zu kommen.

So fahren die vier mit Willy-Martins Taubenlaster dorthin und dort passieren skurrile Sachen. Renate flippt völlig aus, wird aus dem Paradies hinausgeworfen, ißt Unmengen an Sachen und zerstreitet sich  mit ihren Freunden und im Teil drei, der bezeichneterweise “Das Finale”, heißt, wird versucht das Ganze wieder zusammenzuhalten und zu einen guten oder auch skurillen Ende zu bringen.

Silke wammelt das Geld für Zippos OP, der aber verschwunden ist, verkauft dafür ihre wenigen Sachen auf einem Flohmarkt. Willy-Martin dem es gelungen ist, Kerstin hinauszuschmeißen und seine Wohnung vom Hundekot zu säubern, hilft ihr dabei. Entdeckt dabei Renate, die dabei ist, ihre Impulsvekäufe wieder zu verkaufen und Willi-Martin bringt Silke auch auf die Idee es mit einem Spendenlauf zu versuchen.

Der endet natürlich auch kurill mit nur vierzig Euro Einnahmen. Frau Goebel stirbt dabei , macht Silke zwar zur ihrer Erbin, hat aber auch nur etwa zweihundert Euro. Am Schluß kommt Renate aber mit einem Säckchen in dem 150 000 Euro stecken und alles alles wird gut.

Silke begleitet Zippo ins Krankenhaus und wir haben gelernt, daß das Leben eines der Härtstens ist und dabei, wie es sich vielleicht der Verlag wünschte, ein paar skurille Tränen gelacht, die bei mir aber, die ich ja alles sehr ernst nehmen, eher steckengeblieben bin und am Schluß nicht so recht weiß, was ich von diesem Debut halten soll?

Ein gutes Buch? Ein schlechtes Buch? da bin ich mir nicht so sicher. Wahrscheinlich ist das Potental von beiden enthalten. Ich hätte es gestraffter und  weniger skuriller gemacht, aber dann wäre es wahrscheinlich kein so großer Erfolg geworden und die  die Tränen wären einen beim Lachen auch nicht gekommen oder stecken bleiben.

 

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