Die Kinder des Genossen Rakosi

Jetzt ist es sich doch für den Debutroman, der kurz nach dem zweiten Weltkrieg in Budapest geborenen Anna Mwangi, die 1963 nach Wien übersiedelte, als Hauptschullehrerin tätig war und 2012 den Exil-Preis gewonnen hat, ausgegangen und das Buch passt ganz gut zu den Erzählungen der Ungarn-Anthologie, weil man auch ein bißchen über die ungarische Geschichte erfährt.

So beginnt es 1949 in Budapest mit den stalinistischen Säuberungen, da werden nachts zwei kleine Mädchen, Etelka und Kati aus dem Schlaf geweckt, weil Männer die Wohnung durchsuchen, der Puppe den Kopf abdrehen und ihnen dann “Weiter schlafen!”, befehlen, die Großmutter ist ratlos, die Mutter weint, der Vater, sieht Etelka aus dem Fenster wird verhaftet und weggeführt.

“Verreist” wird die Großmutter sagen, die Mutter wird kurz darauf den kleinen Janos entbinden, dann wird die Familie in ein Kaff an die tschechische Grenze deportiert, wo die Eltern des Vaters und seine Familie wohnen.

Hier geht Etelka in die Schule zu Frau Hody, die damit ihre Kinder studieren dürfen, ihren Mann, einen Offizier, denunziert hat, jetzt bereitet sie sich auf den Besuch des Bezirksschulinspektors und dann auf den Genossen Rakosi, dem Präsidenten vor.

Dem soll Etelka ein schönes Gedicht aufsagen, der Präsident ist gerührt und fragt Etelka, wo ihr Vater ist?

“Im Gefängnis!” und Frau Hody wird strafweise in ein kleineres Dorf versetzt.

Ja so war es damals in Ungarn, aber dann ist Stalin gestorben, der Vater wird entlassen, kommt wieder zu Ehren und die Familie nach Budapest zurück. Dort wohnen sie in einem Haus, wo auch Laszlos Molnar mit seiner Familie wohnt, das war Janos Folterer, jetzt wird er zum Bibliothekar degradiert und Etelka freundet sich mit seiner TochterVirag an.

Als es 1956 zum Aufstand kommt, versteckt er sich in Janos Kasten und  Janos darf mit seiner Familie nach Wien, die Leitung des ungarischen Reisebüros übernehmen.

Da hat Etelka schon maturiert und sich vorher in Budapest mit einem afrikanischen Studenten angefreundet, in Wien tut sie das mit Walter auch und zieht mit ihm, da studiert sie schon Englisch, zusammen, es gibt aber große Schwierigkeiten mit der Bevölkerung.

Walter wird angezeigt und abgeschoben und Etelka erfährt, daß sie von ihm schwanger ist.

Als nur ein ablehnender Brief von ihm aus Nigeria kommt, daß sie mit der Heirat noch warten soll, weil er keine Arbeit hat, beschließt sie doch auf den Rat ihrer Mutter zu hören und fährt nach Budapest zur Abtreibung.

Die Mutter nimmt Bestechungsgeschenke für die Ärzte und die Schwestern mit und lädt auch ihre Freunin Marina ein in der schönen Wiener Diplomatenwohnung zu wohnen, aber die gerät in Schwierigkeiten, als sie versucht Regenmängel zu schmuggeln und dabei verhaftet wird.

Sie kommt frei, in dem sie sich verpflichtet bei Janos und Ilona zu spitzeln und so wird der Vater heim nach Ungarn berufen, dort verhaftet, die Familie soll nachkommen, aber die weigert sich und sucht um Asyl an.

So ziehen sie in ein ungarisches Flüchtlingshäuschen und fürchten sich vor ihren Nachbarn, die sie für Spitzel halten, war doch schon sowohl die Budapester, als die Wiener Diplomatenwohnung verwanzt, nur die Küche war davon frei, so daß man sich nur dort ungestört unterhalten konnte.

Etelka hat Schwierigkeiten mit der Englischprüfung, der strenge Professor läßt sie wegen ihres Akzents nicht durch, obwohl sie eine gute Studentin ist, so wird sie im Burgenland Hauptschullehrerin und entzweit sich mit ihren Eltern als sie zu John, auch ein afrikanischer Student zieht, der jedoch mit seinem Studium Schwierigkeiten hat, beim Bau arbeitet und aus Kummer trinkt.

Trotzdem heiratet sie ihn, ob die Ehe hält oder schief geht, wird nicht erwähnt, nur daß sie 1990, als die Wende gekommen und die Eltern schon gestorbensind, in den Akten über ihren Vater und ihre Familie blättert und erfährt, wer sie aller bespitzelt hat und wer die Wanzen in die Wohnungen legte.

Ein sehr interessantes Buch, das wahrscheinlich autobiografische Züge der Autorin hat, das zeigt, das man niemand trauen kann, daß alle alle verraten und auch die Kommunisten sich für Schmuck und Pelzmäntel interessierten und gerne schmuggelten, um ihre Geschäfte zu machen. Wird wohl so gewesen sein.

Die Autorin habe ich vor einigen Wochen aus ihrem Buch im Literaturhaus lesen hören, wo sie schnell und hastig daraus vorgetragen hat und von Barbi Markovic, die auch gelesen hat, sehr gelobt und bewundert wurde.

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