Lucia Binar und die russische Seele

Jetzt geht es weiter mit dem Longlistlesen und mit den sechzehnten Buch das ich gelesen habe, nämlich Vladimir Vertlibs “Lucia Binar und die russische Seele”, eines der zwei Bücher das mir der liebe Otto, noch originalverpackt, borgte und das auf den Blogs ein wenig untergegangen ist.

“Zeilensprünge” haben es schon recht früh besprochen, den offiziellen Bloggern war es wohl zu unbekannt österreichisch, aber mir ist der 1966 in Leningrad geborene und 1981 nach Österreich übersiedelte Vladimir Vertlib schon lang bekannt.

“Das besondere Gedächtnis der Rosa Masur”, wo eine alte Dame gemeinsam mit Stalin schläft, habe ich gelesen, 2000, als in Österreich schwarz-blau herrschte, hat er einen Preis bekommen und gleichzeitig mit der Donnerstag-Demo im Rebulikanischen Club” gelesen, ich bin glaube ich, zu beiden gegangen, er lehrt inzwischen, glaube ich, auch am Institut für Sprachkunst und als er einmal seinen Text für das Projekt “Die Welt in der ich schreibe” in der “Alten Schmiede” vorgestellt hat, habe ich ihn gegen Benedikt Lebedur verteidigt, der behauptete, daß man so nicht schreiben könne.

Stimmt, Vladimir Vertlib schreibt realistisch, im vorliegenden Roman mit einem Stück Surrealismus und das ist mir sehr sympathisch und das Buch, das schon im Frühling erschienen ist, ist ein bißchen an mir vorbeigegangen.

Ich war bei keiner Lesung, habe aber Ottwald John einmal wo getroffen, der mir erzählte, daß er zu einer gehen würde, “Denn das ist ein ganz besonderer Roman!”

Stimmt, einer, der es auf die Longlist schaffte und von einer alten Dame, einer Baba Lucia, handelt, die in Wien, im zweiten Hieb, in der großen Mohrengasse wohnt, für alle Nichtwiener, das kann man dem Buch vielleicht ein wenig anlasten, daß das zu wenig erklärt wird und die Namen Maria Vassilakou und H. C. Strache, beispielsweise einfach hingeworfen werden, das ist der zweite Bezirk, wo in Zeiten des Holocausts, die meisten Juden wohnten, bzw. von dort deportiert wurden.

Jetzt wohnen wieder solche dort, wahrscheinlich viele, die aus der ehemaligen UDSSR emigrierten und wieder schwarze Mäntel und Schäfenlocken tragen.

Lucia Binar, über achtzig, lebt schon lange dort und hat das alles miterlebt, war Lehrerin und eines Tages läutet es an der Tür und ein junger Mann oder ist es ein junges Mädchen, will von ihr eine Unterschrift, daß die Große Mohrengasse, in der sie lebt, politisch korrekt in “Große Möhrengasse” umbenannt werden soll.

“Was ist denn das für ein Unsinn?”, ärgert sich die alte Dame und dann noch einmal darüber, daß an diesem Tag ihr “Essen auf Rädern” nicht zugestellt wird.

Sie ruft bei einer Hotline an und eine unfreundliche Elisabeth rät ihr, doch statt zu jammern, Knäggebrot und Manner-Schnitten zu essen.

Sie geht dann bald auf Kur, denn sie hatte einen Unfall und als sie zurückkommt, lagern Obdachlose und Drogensüchtige in ihrem Haus und scheißen alles voll, denn der Hausherr, ein Willi Neff, den Lucia Binar, schon als Kind kannte, will die alten Mieter loswerden, um zu spekulieren.

Es gibt dann noch einen Russen namens Alexander, der eigentlich Moslem ist und der lernt in einem Lift, bei einem eher skurillen Unfall, die bewußte Elisabeth kennen und verdingt sich bei einem Maistro namens Viktor Viktorowitsch, mit ihr als Assistent.

Lucia Binar hat sich inzwsichen mit dem Studenten, der nicht mehr die Gasse umbenennen, sondern gegen den Hausherr kämpfen will, befreundet und besucht mit ihm die große Schow, in der sehr viel abenteuerliches passiert.

Der sehr aggressive Branko einer der Obdachlosen, der ständig stchimpft und Frauen vergewaltigt, wird in eine solche verwandelt, ein Bezirksrat nach Ulan Bator geschickt und die russische Seele wird auch geweckt, das heißt jeder der Zuschauer, der dreiundzwanzig Euro für den Eintritt zahlte, darf sich etwas wünschen und alles alles geht gut aus.

Lucia Binder darf wahrscheinlich in ihrem Haus in der Großen Mohrengasse sterben und die jüdischen Vorbesitzer bekommen es wahrscheinlich auch zurück.

Ein schönes Buch, auf dessen Lesen, ich mich schon sehr freute und wieder eines, wo ich mir nach dem Lesen dachte, “Das kann ich, wenn ich vielleicht ein Lektorat habe, daß mir ein paar surreale Elemente setzt und die Rechtschreibfehler verbessert, auch und ein paar komplizierte Redewendungen, die die wirkliche Luciar Binar, die ständig Gedichte, beispielsweise, die von Wislawa Szymborska, zitiert, wahrscheinlich doch nicht gebrauchen würde, gibt es, so daß es gar nicht so leicht zu lesen ist.

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