Die Töchter Allahs

Es geht gleich weiter mit der Hintergrundrecherche für die “Pensionsschockdepression oder Selmas Kopftuch” wie die “Bibliophilin” jetzt wahrscheinlich heißen wird, und zwar mit Geraldine Brooks “Die Töchter Allahs”, das ich zeitgleich mit “Gefangen in Deutschland” in den Schränken gefunden habe.

Das Buch der 1955 in Australien geborenen Journalistin, die als UN-Sonderkorrekspondentin in New York gearbeitet hat und die sehr viel die arabischen Länder bereiste, wurde aber in den Neunzigerjahren geschrieben und behandelt in den einzelnen Kaptieln, die alle mit einem Vers aus dem Koran eingeleitet werden, vornehmlich das Leben von Frauen der Oberschicht in Saudi-Arabien, Iran, Ägypten etc und seit den Neunzigerhahren hat sich sicherlich viel geändert und das Leben einer Oberschichttochter in einer Saudi-Arabischen Privatschule unterscheidet sich sicherlich auch sehr von den jungen Hauptschülerinnen Deutschlands und vielleicht aus Österreich, die in der Schule von türkischen Mitschülern, als “Huren” beschimpft werden, weil sie kein Kopftuch tragen, Schweinefleisch essen und vielleicht auch Sex vor der Ehe haben.

Interessant ist es aber allemal und auch sehr flott geschrieben, schildert die Journalistin, die glaube ich, wegen ihrem Mann zum Judentum konvertierte, doch im Vorwort, wie sie in Saudi-Arabien ein Hotelzimmer haben will, aber keines bekommt, weil sie kein Mister sondern eine Missis ist.

Als sie dann in der Lobby übernachtet will, holt der Portier die Polizei und die gibt ihr dann nach längeren Hin und Her die Sondererlaubnis, doch dort zu übernachtet und so wird sie in ein Extrazimmer geführt.

Die einzelnen Kapiteln handeln in den verschiedenen arabischen Ländern und sie behandeln verschiedene Themen zu Frauenfragen und Frauenunterdrückung und zeigen manchmal  die Absurditäten, der jeweiligen Gesetzeslage, etwa die, daß die Töchter Allahs in einer der Saudi-Arabischen Privatschule, neben Englisch, Mathematik etc auch Unterricht in Automechanik erhalten.

“Warum das?”, die erstaunte Frage an die tiefverschleierte Direktorin. Dürfen sie in dem Land doch nicht Autofahren. Ja, doch, aber es ist gut, wenn sie sich überzeugen können, ob es stimmt, wenn ihr Fahrer ihnen erzählt, daß der Motor einen Schaden hat.

Es wird auch viel von den Frauen des Phropheten Mohameds erzählt, um die Lage der Frau, wie Geraldine Brooks, sie erlebte zu erläutern, die besipielsweise zu einem Tee bei der Witwe und der Tochter von Khomeini eingeladen war, die Tochter war Philosophie-Professorin und schien sich sehr für die Lage der Frauen im Iran einzusetzen, so hat sie beispielsweise Sportwettkämpfe ermöglicht, denen ein eigenes Kapitel gewidmet ist.

Gab es da ja einmal eine eigene Frauenolympiade, die streng von den Männern abgeschottet stattfand, Teilnehmerinnen waren vorwiegend Frauen aus den ehemaligen sowetischen Staaten wie Aseribeidshan, weil das die Saudis finanzierten, die Frauen durften ohne Erlaubnis die Hotelanlage nicht verlassen, eine ehemalige malaysische Polizistin wehrte sich dagegen und als es zum Fotoshooting kam, haben die Frauen auch ihren Hidschab abgelegt,  sich gepudert und geschminkt, obwohl das sonst ja streng verboten ist.

Die Frauen dürfen auch ihr Haar nicht zeigen und von den Männern nicht angesehen werden, was in Saudi Arabien auch zu einer absurden Situation führte, als Geraldine Brooks mit einem Universitätsprofessor sprechen wollte, ihre Begleiterin aber aufs Klo mußte, so hat er das Zimmer verlassen müßen, denn er darf mit einer Frau nicht allein bleiben.

Geraldine Brooks hat auch lange in Kairo gearbeitet und erzählt da von der Wandlung ihrer Assistentin, die zuerst ziemlich freizügig und sehr bemalt herumlief,  dann allmählich konvertierte, sich verschleierte, sich aber trotzdem eine Bauchtanzausrüstung kaufte, weil sie vor ihrem Mann tanzen will.

Geraldine Brooks war mit der Königin Nour  von Jordanien, wie im Vorwort steht, fast befreundet und schildert in einem Kapitel deren Weg an der Seite von Königs Hussein und ihren Einsatz für die Frauen.

Ein Kapitel ist der Frauenverschleierung gewidmet und es werden auch die Hochzeitsrituale im Irak geschildert, beziehungsweise eine schlaflose Nacht der Journalistin, weil rundherum der Lärm der Hochzeitsgesellschaften zu hören war, denn “Saddam Hussein hatte angeordnet, daß die Iraker heiraten und sich vermehren sollten, um so die an der Kriegsfront verursachten demographischen Schäden zu beheben.”

In dem Kapitel die “Konvertiten”, schildert sie das Leben ihrer amerikanischen Freundinnen, die sich mit Moslems verheiratet hatten und erzählt, wie sie es mit der Verschleierung hielten, beziehungsweise ihre kleinen Töchter aufwuchsen ließen und erzogen.

Es gab aber, um wieder zu den Widersprüchlichkeiten zurückzuzukommen, neben den islamischen Sportlerinnen, auch muslimische Kämpferinnen, denn “Der Dshihad gilt auch für Frauen” und so bindet sich Hadra Dawish ein Kopftuch unter ihre Militärmütze,  sie hat, glaube ich, auch einen Kampfanzug an und “Anfangs auch immer Probleme mit dem Schießen im Liegen.”

Das Kapitel “Die Weisheit erlangen”, widmet sich der Frauenausbildung, das heißt den Privatschulen und  Universiäten in Saudi-Arabien, beziehungsweise denen am Gazastreifen.

In Saudi-Arabien ging und geht es ja sehr streng zu. Die Frauen dürfen nichts ohne die Zustimmung ihrer Männer, Söhne oder sogar Enkel unternehmen, da die Männer, die Frauen aber nicht anschauen, bzw. sich mit ihnen alleine  aufhalten dürfen, gibt es im Bankbereich, im Gesundheitsbereich und bei der Bildung, Bereiche, wo die Frauenarbeit erwünscht und notwendig ist und in einem Kapitel werden auch die Mühen der berufstätigen ägyptischen Frau beschrieben, die zum Haushaltseinkommen beitragen darf, in dem sie beispielsweise tief verschleiert irgendwo als Sekretärin arbeitet. Dann fährt sie stundenlang in einem überfüllten Bus nach Hause, kocht zuerst den Männern in der Wohnung Tee, dann geht sie aufs Dach, füttert dort die Vögeln, dreht zwei Tauben den Hals um, um sie für die Männer zu braten,  putzen und waschen muß sie natürlich auch, weil sie zwar ihr Gehalt mit ihrem Mann, aber der sich nicht mit ihr die Hausarbeit teilt.

Weibliche Politikerinnen gibt es auch und die sind manchmal noch konservativer als die Männer und am Schluß wird noch beschrieben, wie in Ägypten die Bauchtänzerinnen nach und nach, oft von den Saudis bezahlt, sich aus ihren Beruf zurückzogen und ihr sündiges Verhalten aufgaben und sich von einem Imam zum Tragen eines Schleiers bekehren ließen, so daß sich Geraldine Brooks zum Trotz ein Bauchtanzkostüm kaufte, Unterricht nahm und in einem entsprechenden Lokal, um die Ehre der Frauen zu retten, auftrat.

Im Nachwort geht sie ihre Soveniers, die sie von ihren jeweiligen Reisen mitbrachte, durch, bei den meisten sind das ja die Fotos von den besuchten Ländern, bei ihr die Kleidungsstücke, die sie für ihre Berufsausübung brauchte, die Tschadors, Kopftücher und auch die Hochzeitsschuhe, die noch mit Kamelblut getränkt waren, wie die Söckchen die sie sich kaufen mußte, weil sie die islamischen Anstandkontrolleure ohne diese nicht in eine Teheraner Bank hineinließen.

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