Vom Recherchieren zu Sandra Gugic

Es war dann gar nicht sicher, ob ich heute meinen Recherchetag machen kann, da ja der Lüfter abzuholen ist und danach muß ich meine Diagnostik eintragen und die Veronika fertigkorrigieren, so daß die Arbeit am neuen Roman warten muß.

Das wird aber erst ab morgen gehen und so konnte ich heute mit  meinen Notizheftchen und einer Wasserflasche aufbrechen und rein in den Recherchetag bezüglich der “Bibliophilin”, die ja inzwischen ihre Bücher austragen statt sammeln wird.

Weil ich dort noch nie war, habe ich beschlossen zum neuen Hauptbahnhof zu gehen und mir den anzusehen und den habe ich dann fast nicht gefunden, weil ich dachte, er wäre dort, wo der Südbahnhof gewesen ist, aber dort ist nur eine Baustelle mit Plakaten, die auf den kommenden Campus hinweisen.

Dann habe ich ihn gefunden und dort gibt es auch Plakate, die darauf hinweise, daß der Hauptbahnhof ein Lebenshof, also ein Ort zum Kommunizieren, Einkaufen, etc, ist, allerdings keiner zum Schlafen oder vielleicht zum Aufwärmen, denn wenn man, wie ein Sandler aussieht, kommt die Polizei und rüttelt einen wach und stellt Strafmandate aus.

Nun gut, das war schon eine schöne Impression für mein zweites kleines Stadtschreiberbuch und die Idee, daß die Yasmit mit dem jungen Integrationsminister in Verbindung tritt und dem vielleicht SMS mit tausendundeiner Nachtgeschichten schickt, habe ich schon gestern gehabt.

Danach ist mir eingefallen, daß ich vielleicht zum Reumannplatz auf der Suche nach den dafür in Frage kommenden Jugendlichen gehen könnte und das war auch sehr interessant und dann das habe ich mir auch vorgenommen, am “Deuticke Verlag” vorbeizugehen, um mir den mal anzusehen, gab es da kurzem in München bei “Hanser” einen Bloggertag, wo sogar die Pressesprecherin, die sich einmal über meine Leseliste gewundert hat, von Wien dorthin angereist ist.

Und danach habe ich gedacht muß ich unbedingt in die Blutgasse schauen, denn heute ist ja ein sehr historischer Tag und nicht nur der, wo der Opernball stattfindet und für das andere große Ereignis, das heuer fast an mir vorbeigegangen wäre, war ich in der VHS in der Arthaberplatz und aus dem Reumannhof haben sie ja damals, glaube ich, auch geschossen.

Danach um bezüglich Thekla und Yasmit zu recherchieren setzte ich mich in den “Morawa” und habe gedacht, nehme ich meine zwei kleinen roten Heftchen, die noch von der “Buch-Wien” stammen und beim “Morawa” ein paar Bücher und schreibe mir ein paar Sätze heraus, die die Yasmin, der Selma schicken könnte und da bin ich auf den neuen Houellebecq “Unterwerfung” gestoßen, der im Jahr 2022 spielt, wo es in Frankreich eine muslimische Regierung gibt und habe mich in zwei Stunden durch das Buch gelesen.

Vor eineinhalb Jahren habe ich das bezüglich “Brüderschaft” mit Daniel Kehlmanns “F” in der Buchhandlung Kuppitsch auch einmal gemacht.

Da bleibt nicht wirklich viel vom Inhalt hängen, aber ich habe jetzt ein paar Seite Sätze, die ich dann zwar nicht zitieren werde können, aber eine gute Rechercheidee ist das. glaube ich. gewesen. En paar Skizzen hatte ich mir schon vorher gemacht und ein bißchen mit der “Schneeflockenmethode” notiert, was und wie ich dann schreiben will.

Zwar nicht alle Schritte, da bin ich eher für das freie Planen, aber jetzt habe ich mal ein Grundgerüst, mit dem ich wahrscheinlich anfangen werde, wenn ich mit “Im Namen des Vaters” fertig bin und dann erst wieder weiterrecherchieren, wenn ich anstehe und neues Material brauche.

Dann war es schon sechs und ich bin ganz langsam in die “Gesellschaft für Literatur” gegangen, wo Sandra Gugic ihren Debutroman “Astronauten” vorstellte und deren literarischen Werdegang habe ich ja sehr intensiv verfolgt.

Schon von dem Tag, wo sie bei der “Edition Exil” gewonnen hat, dann ihre Aufnahme in den Hochschullehrgang für Sprachkunst, ihre “Alte Schmiede Lesung” mit Angelika Reitzer, ihre “Kolik-Lesung” in der Gesellschaft, die Ursula Ebel, die die Veranstaltung einleitete, ebenfalls erwähnte.

Sandra Gugic hat dann auch in Leipzig studiert, 2013 den Open Mike gewonnen, jetzt scheint sie teilweise in Berlin zu leben, hat aber ein Staatsstipendium bekommen und auch eines der Stadt Wien, denn ich habe sie im vorigen Jahr im “MUSA” gehört.

Die Gesellschaft füllte sich bald mit vielen jungen Leuten, von denen ich vermute, daß auch einige Sprachkunst studieren oder studiert haben und der Roman “Astronauten” beginnt mit dem Satz “Gott ist ein Astronaut hat mein Vater” gesagt und handelt von sechs Personen, die einen Sommer in einer nicht genannten Stadt verleben, die zueinander in irgendwelchen Beziehungen stehen, aber alle in der Ich-Perspektive von sich erzählen und offenbar auch so eingehüllt und isoliert, wie die Astronauten sind.

Drei Jugendliche und drei Erwachsene und das Ganze hat drei Teile und verschiedene Kapitel, wie Ursula Ebel einleitete  und dann las Sandra Gugic einige Szenen von drei Personen aus dem ersten Teil.

Dann gabs ein Gespräch, wo es viel um die Entstehung und den Schreibprozeß gegangen ist.

Ich hätte ja auch fast gefragt, wieso das Buch “Astronauten” heißt? Ursula Ebel hat es für mich getan, bzw. wissen wollen, was der Verlag zu diesem Titel sagte, ob er ihn gleich akzeptiert hätte? Was Sandra Gugic bestätigte, ihre anderen Vorschläge wären bewußt schlechter gewesen, weil sie ihn haben wollte.

Spannend, spannend auch die Frage, warum und ob es wenige Romane mit Jugendlichen Helden gibt, was Arno Geiger offenbar in einem Interview bezüglich seines neuen Romanes behauptete.

Ich glaube aber auch, daß die jungen Autoren sich vermehrt mit jungen Protagonisten beschäftigen und einer aus dem Publikum wollte natürlich wissen, welche der sechs Personen Sandra Gugic sei?

Eine Frage, die ich auch schon öfter hörte und die mich manchmal irritiert. Sandra Gugic antwortete aber sehr gelassen, daß ihr alle Personen gleich lieb seien und, daß in jeder etwas von ihr steckt, weil man ja nur über das, was man kennt und einen beschäftigt, schreiben kann.

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