Späte Kinder

Weiter gehts mit den Neuerscheinungen, da hat mir “Rowohlt” den zweiten Roman geschickt, den ich von Anselm Neft gelesen habe. “Die bessere Geschichte” habe ich 2019 gelesen, als ich wegen meines Gips nicht nach Leipzig, lesen konnte und jetzt wieder eine Familiengeschichte die alle Stückerln spielt und auch Themen behandelt, über die ich aus schon mal geschrieben habe.

Der 1973 in Bonn geborene und in Hamburg lebende Anselm Neft hat Religionswissenschaften studiert und wahrscheinlich auch psychotherapeutische Erfahrungen, zumindest würde ich ihm das nach dem Lesen des Buches unterstellen.

Es geht um eine Mittelschichtfamilie oder um zwei Zwillinge, die späten Kinder Thomas und Sophia, beide sechsundvierzig, glaube ich. Sophia lebt mit Mann und Tochter in Hamburg, Thomas als Journalist in Berlin und hat sich vor kurzem von seiner Freundin Katrin getrennt und eine Beziehung zu der jüngeren feministischen Rabea eingegangen, die ihn später “old white man” nennen wird, mit dem sie sich nicht sehen lassen kann.

Aber noch trifft er sich mit seiner Schwester im Elternhaus der Eltern, das sie nach dem Tod der Mutter ausräumen und verkaufen müßen. Es gibt noch den Bruder Lorenz, aber der spielt in dem Buch keine große Rolle oder eigentlich nur die, daß er schon in dem Haus war und sich die Sachen aussuchte, die er gerne haben wollte und Sophia hat ein Problem, denn bei ihr wurde vor kurzem ein unheilbarer Krebs entdeckt. Sie hat nur mehr kurze Zeit zu leben und will eigentlich mit Thomas besprechen, daß sie will, daß sich Thomas und seine Freundin mit ihrem Mann Marcel, einem Kunsthändler, das Sorgerecht für die neunjährige Julinka teilen soll, weil sie weder ihrem Mann, noch den Schwiegereltern das Kind anvertrauen will.

Das Buch ist in drei Teile aufgegliedert. Der erste August ist der, wo sich Thomas und Sophia im Elternhaus treffen und da arbeiten sie auch, weil man das, in den Mainstream Romanen offenbar so muß, die Nazivergangenheit und die Problemen, die sie mit ihren Eltern hatten, auf. So war der Vater ein Trinker und hat die Mutter und auch Thomas regelrecht geschlagen und auch Thomas, ein nicht so erfolgreicher Journalist, trinkt schon sehr viel. Sie tun das in Rollenspielen und dazwischen gibt es immer wieder Geschichten aus dem Leben der Eltern. Das war nicht immer ganz einfach, mit den Perspektivwechseln mitzukommen.

Der zweite Teil spielt im November, da machen Sophia und Thomas mit Julinka eine Reise nach Mallorca und eine Freundin zu treffen und im März befindet sich Sophia schon in einem budhistischen Hospitz, hat alles geregelt. Die Geschwister lesen sich das Grimmsche Märchen vom “Brüderlein und Schwesterlein” vor und Thomas ist bereit nach Hamburg zu ziehen und sich um Julinka zu kümmern.

Hat mir gefallen das Buch. Ein schön geschriebener Mainstreamroman, der sich mit den Problemen des Lebens, der Nazivergangenheit und noch mit vielen anderen beschäftigt.

Im “Namen des Vaters” habe ich auch über den Krebstod geschrieben und auch schon einige diesbezügliche Bücher gelesen.

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