Feuerland

Hurrah, hurrah, ich bin fertig mit dem vorjährigen Buchpreislesen, ist iMchael Hugentoblers “Feuerland” doch das letzte Buch der Schweizer Buchpreisliste, das etwas verspätet zu mir gekommen ist, so daß ich es jetzt erst lese, weil mir ja auch die Bloggerdebutshortlist vorziehen mußte.

Es ist aber interessant, daß ich es nach Michal Hvoreckys “Tahiti Utopia” gelesen habe. Denn es gibt Parallelen zwischen den Büchern, die von einem slowakischen und einem schweizer Autor geschrieben wurden. Haben sich beide doch, was jetzt sehr modern zu sein scheint, historische Persönlichkeiten ausgesucht und sich mit diesen auf eine Art utopische Reise begeben oder einen etwas skurril scheinenden Schelmenroman daraus gemacht.

Der Stil des Buches, das mich teilweise an E. T. Hoffmann erinnert hat und der sehr skurril ist, hat mir im Großen und Ganzen gefallen. Manchmal war es mir ein bißchen zu skurril. Aber eigentlich mag ich den den etwas altmodisch wirkenden Stil und es war auch relativ leicht zu lesen.

Es geht um ein Wörterbuch. Da könnte ich auch eine Verbindung zu “Wolkenkuckucksland” ziehen, das ja auch ein Lobpreis auf Bücher ist, aber das ist eher ein literarischer Abenteuerroman. So würde ich den 1975 in Zürich geborenen Thomas Hugentobler nach oder neben dem Buch der Martina Cavaldetscher reihen, das mir, obwohl viel moderner im Stil auch sehr gut gefallen hat.

Es geht um ein Wörterbuch, nämlich um das der Yamala, das es wahrschein ebenso gibt oder gab, wie den britisch-argentinischen Missionar Thomas Bridges 1842-1898 und den deutschen Ethnoglogen Ferdinand Hestermann 1878-1959.

Dann gibt es noch eine Art Nachwort, wo Michael Hugentobler, der Vielreisende, schreibt, daß er vor einigen Jahren in Argentinien war und da von einem alten Mmann “Vom Geist des Missionars” hörte, der “nach seinem Buch sucht” und dieses hat er dann tatsächlich in einer britischen Bibliothek gefunden und dann beginnt der Roman mit einer Szene auf einer Bank, wo ein Buch vergeßen wird. Ein Buch mit einem blau-rot marmorierten Rand, das der Finder, dem Davoneilenden nicht zurückgeben kann.

Dann sind wir im Jahr 1938 in Münster. Ein paar Tage vor dem Anschluß Österreichs und da lernen wir den als etwas seltsam beschriebenen Ferdinand Hestermann kennen. Er ißt fast nur Zwieback, raucht ständig “Lux” und hat im Hörsaal Schwierigkeiten mit einem Nazistudenten, der ihm sagt, daß sie bald alle Bücher holen werden und er auch auf den Index steht. Das bringt Hestermann auf die Idee das gefundene Wörterbuch der Yalmala, seinen großen Schatz, nicht den Nazis zu überlassen, sondern in die Schweiz zu bringen.

Das ist der erste Teil. Im zweiten gehen wir nach Patagonien und zu Thomas Bridges zurück, der auch ein wenig seltsam ist. Ziehsohn eines Missionars, der mit einem einheimischen Freund, den Wortschatz der Yamana-Indianer erforscht und dem das Buch dann gestohlen wird.

Teil drei spielt wieder 1938, Hestermann ist in der Schweiz, wird dort von einem “Mann mit dem bösen Mund” verfolgt, das gibt einige sehr sehr skurrile Szenen, baut dort eine Bibliothek auf und das Buch das er schließlich unter seiner Hose versteckt, wird ihm auch gestohlen und nach London gebracht, wo sich der Kreis schließt.

Wie schon beschrieben, ein sehr phantastisches Buch und ich habe als Studentin sehr gern E. T. Hoffmann gelesen. Man kann es vielleicht auch ein bißchen mit Elias Canettis “Blendung” vergleichen, das mich vor zig Jahren auch sehr beeindruckt hat.

Wenn man darüber nachdenkt oder sich in die Biografien der beiden Protagonisten einliest, denkt man wahrscheinlich, “Das waren wahrscheinlich keine so skurrile Figuren und darf man sie verhunzen?”

Eine Frage, die ich an meine Leser weitergebe und wie auch schon geschrieben, es wäre bei mir an zweiter Stelle des “Schweizer Buchpreises” gekommen.

Dann kann ich vielleicht noch anfügen, daß ich gerade ebenfalls versuche aus der “Effi Briest”, dem “Gretchen” und der “Frommen Helene” einen modernen Roman zu machen, der wahrscheinlich auch einen etwas altmodischen Diktus hat und bisher eine eher kurze Novelle geworden ist.

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