Stella

Für die, die in allem Unglück ein Gutes sehen, denen sei gesagt, mein Knöchelbruch hat mir Takis Würger “Stella” beschert, eines der Kultubücher, der heurigen Saison, würde ich mal sagen, das überall besprochen wird und die Geister spaltet, als das zweite würde ich Michelle Houllebecq “Serotonin” bezeichnen, “Gotteskind” und “Der traurige Gast” habe ich schon gelesen und weil ich ja nicht so eine prominente Bloggerin bin und mit “Hanser” ohnedies so kleine Schwierigkeiten hatte, habe ich mit dem Buch die letzten Woche geliebäugelt, es mir in den Buchhandlungen immer angeschaut und gehofft, daß ich es einmal finde, denn es hat  ein Thema, das mich interessiert und dann kam Doris Kloimstein zu mir ins Krankenzimmer und hat es mir übergeben, Robert Eglhofers Gabe, der noch zu mir gekommen ist, muß ich noch lesen, aber für Stella hat der Mittwoch im Krankenhaus mit den Physiotherapieversuchen und dem Kreislaufkollaps gerade noch gereicht, so daß ich es ausgelesen habe und Doris Kloimstein hat am Ende auch noch freundlich mit blauer Tinte angemerkt, das Takis ein männlicher Vorname und die Abkürzung von Panagiotakis ist und die Koseform Panagiotis lautet.

Sehr interessant, man lernt nie aus und Takis Würger steht auf der anderen Seite, ist ein 1985 geborener Journalist, der schon mit seinem Debut “Der Club” einige Preise erntete und warum ist jetzt sein Buch so spaltend?

Weil es diese Stella Goldschlag, 1922-1994, wirklich gegeben hat, eine Jüdin, die dadurch überlebte, daß sie eine Reihe von Juden an die Gestapi ausgeliefert hat. Sie wurde nach dem Krieg zweimal verurteilt und hat sich 1994 in Freiburg das Leben genommen und Takis Würger macht nun einen sehr künstlerischen Roman daraus, in dem er die tatsächlichen Fakten, das heißt Ausschnitte aus den Gerichtsakten und die Aufzählung, der durch sie Verratenen mit einer fast surrealen Liebesgeschichte verbindet.

Der Held und Erzähler heißt Friedrich, wohnt in der Schweiz, wurde von einer sehr nazibegeisterten malenden Mutter aufgezogen, die fast den Verstand verlor, als ihr Sohn durch einen Unfall zumFarbenblinden wurde.

1942 will sich der 1922 geborene Berlin ansehen und dort auch was ja eigentlich verboten ist, Jazzmusik anhören und dadurch lernt er eine Kristin kennen, die auch sehr ungewöhnlich ist und irgendwann in seinem Hotelzimmer auftaucht und ihm verät, daß sie eigentlich Stell Goldschlag wäre.

Die einzelnen Kapitel sind immer wieder geschichtliche Daten wie “Im Jahre 1922 verurteilte ein Richter Adolf Hitler zu drei Monaten Gefängnis wegen Landfriedensbruchs, ein englischer Forscher entdeckte das Grab Tutanchamus, James Joyce veröffentlichte denRoman Ulysses, die kommunsistische  Partei Russland wählte Josef Stalin zum Generalsekretär und ich wurde geboren”, beigefügt.

Eine Mischung aus Fiction und Fakten also und interessant finde ich auch, daß ich ja kürzich auch ein Buch gelesen habe, wo ein ziemlich naziaffiner Jude ein Rolle spielte, das war aber, glaube ich, nur Fiktion, beziehungsweise wurde auch ein Tagebuch einer Mutter zum Vorbild genommen und “Stella” das Kultbuch von 2019 hat eingeschlagen, wie ein Bombe bei den Leuten die noch lesen, weil bis dato schon 157 Rezensionen obwohl es erst im Jänner erschienen ist.

Daniel Kehlmann und Isabell Bogdan haben auf den Buchrücken lobende Worte geschrieben und ich kann jetzt wieder, wenn ich  auf eine Party gehen kann, über die literarische Sensation des Jahres mitreden, wenn mich einer fragen sollte, was aber erfahrungsgemäß eher nicht geschieht, wenn ich in der “AS” oder im Literaturhaus beim Wein herumstehe.

Friedrich Torberg hat übrigens mit “Hier bin ich mein Vater”, schon vor langem ein ähnliches Thema bearbeitet.