Die kurze deutsche Liste

So, jetzt wurde sie bekannt gegeben, die kurze Auswahl aus den zwanzig Longlistbüchern und welche das werden würden, darüber wurde in den letzten Tagen  schon einfrig spekuliert.

Auf der Facebookseite des dBps selbst kann man das immer knapp vorher machen und, ich glaube, ein paar Bücher oder eine Einladung zur Preisverleihung dabei gewinnen.

Circa sechzig Leute haben das getan und auf  Zaimoglu, Bnne, Menasse, etcetera gesetzt.

Die offiziellen Buchpreisblogger haben diesmal keinen Einheitstip abgegeben, da hat nur Isabella Caldart von “Novellieren” auf Menasse, Prosser, Bonne, Franzobel, Salzman und Wolf getippt und Malte Bremer vom  Literaturcafe, der sich da ja immer durch die Leseproben liest, tippte auf Zaimoglu, Preiwuß, Menasse, Franzobel, Wolf und Bonne also vier Übereinstimmungen.

Ich habe von den zwanzig Bücher inzwischen acht gelesen und bin jetzt beim neunten, den Sven Regener, davon haben mir die beiden wahrscheinlich Außenseiterbücher “Das Singen der Sirenen” und “Das Jahr der Frauen” ganz gut gefallen.

“Katie” fand ich interessant, über Robert Prosser war ich erstaunt, Feridun Zaimoglu würde ich mir als Sieger wünschen, bei Julia Wolf und Jonas Lüscher weiß ich so nicht und mit dem Bonne hatte ich gewißte Schwierigkeiten.

Habe ich jetzt alle aufgezählt?

Davon kann man natürlich keine Shortlistprognosen anstellen,  versuche mich dabei wohl auch immer intuitiv und angepasst in die Mainstreamnamen hineinzudenken und liege dabei auch meistens falsch, denn die Jury entscheidet meistens querbet und nimmt wohl auch einige wahrscheinlich nicht Gewinnertips hinein.

Also erwähne ich da Bonne, Zaimoglu, Lehr, Schulze, Regener und als Quotenfrau Marion Poschmann und habe da jetzt Sven Regener vergessen, der auch ein  bekannter Name ist.

Dann auf der deutschen Buchpreisseite nachgeschaut und wieder, wie zu erwarten einige Überraschungen erlebt, denn:

  1. Gerhard Falkner “Romeo oder Julia”, ein Buch das ich gerstern bekommen habe und auf das bisher, glaube ich, niemand tippte, ich aber sehr gespannt darauf bin.

2. Franzobel “Das Floss der Medusa”, wie erwartet, von dem ich auch schon einiges hörte und es noch lesen werde.

 

3.Thomas Lehr “Schlafende Sonne”, ein Buch das wahrscheinlich  an mir vorbei gehen wird, da ich die E-pubs der Netgalley  nicht öffnen kann und “Hanser” kein Exemplar für mich hatte. Aber damit die Trauben nicht so tief hängen, füge ich gleich hinzu, daß es einigen Bloggern gar nicht so gefallen hat.

 

4. Robert Menasse “Die Hauptstadt”, der wie im Vorjahr Reinhard Kaiser-Mühllecker, doppelt nominierte. Ich wünsche ihm viel Glück und bin auf das Schwein daas durch Brüssel läuft schon sehr gespannt, habe das Buch in meinen Badezimmer liegen, möchte aber zuerst noch die anderen deutschen Listenbücher lesen.

 

5. Mein Tip “Maron Poschmann “Die Kieferninsel”, ein Buch das sehr gelobt wird, obwohl manche nicht verstehen, warum ein Mann nach einem Traum so einfach seine Frau verläßt. Ein Buch, das ich auch noch nicht habe, aber “Suhrkamp” will mir das PDF schicken, also bleibe ich gespannt und

 

6. Saha Mariana Salzmann “Außer sich”, ein Buch auf das viele tippten, das in meinem Badezimmer liegt und ich als nächstes oder übernächstes lesen werde, auf der Liste.

 

Spannend, daß ich diesmal noch keines der Shortlistbücher gelesen habe und schade, daß mein Tip Zaimoglu nicht dabei ist, ebenfalls spannend, zu erraten wer jetzt gewinnen wird? Dazu haben wir noch ein Monat Zeit und bis dahin kann ich mich durch die Bücher lesen und werde das auch tun.

Durch die Bloggerdebutpreisshortlist

Da bin ich ja, als ich mich vor ein paar Wochen mit Friederike Gösweiners “Traurige Freiheit für mein höchstpersönliches österreichisches Buchpreislesen, beschäftigt habe, auf den “Debutbuchblog” und den dort ausgeschrieben “Debutpreis” gestoßen und habe mir die dort vorgeschlagen fünfzig Bücher angesehen, die auf eine Shortlist geschrumpft von zwanzig Bloggern beurteilt werden sollen.

Da ich mich im letzten Jahr durch die “Kremayr &Scheriau-Debutpreisbücher” gelesen habe, im Sommer bei den O-Tönen war und ja auch die drei österreichischen Debuts gelesen habe oder lesen wollte, sind mir einige der dort vorgeschlagenen Bücher schon bekannt gewesen, zwei weitere, nämlich Paula Fürstenbergs “Familie der geflügelten Tiger” und Nelle Pollatscheks “Das Unglück anderer Leute” hatte ich mir schon bestellt, sowie  Isabelle Lehns “Binde zwei Vögel zusammen” mir zum Geburtstag gewünscht,  von einigen anderen hatte ich schon gehört oder war auf Veranstaltungen, andere waren und sind bis jetzt an mir vorbeigegangen.

Weil ich aber gerne in Jurien bin, obwohl ich ja immer behaupte, daß man Bücher nicht vergleichen kann, habe ich angefragt, ob ich, obwohl schon sehr spät, noch mitmachen kann und mich in den letzten Wochen durch die Shortlist gelesen, die, wie ich schon bei einigen der teilnehmenden Blogger lesen konnte, eine interessante Mischung von bekannten und unbekannten aus kleinen oder größeren Verlagen ist.

Die Selfpublisher waren wieder einmal ausgeschlossen, obwohl es hier, da die Veranstalter ja nicht vom Börseverein oder Hauptverband des Buchhandeln sind, gar nicht nötig wäre, aber wahrscheinlich hatten sie Angst vor der Fülle, die da auf sie zukommen könnte und außerdem gibt es da ja auch noch immer diesbezügliche Vorurteile, obwohl bei den fünf Büchern, auch soetwas, wie ein Krimi war.

Dann war “Blauschmuck” mir schon von den Blogs,  dem österreichischen Debutpreis, den O-Tönen und dem “Alpha” bekannt dabei und “Weißblende” der Debutroman der Grazer Lyrikerin Sonja Harter, der sonst vielleicht an mir vorbei gegangen wäre.

Von Philip Krömers “Ymir oder Aus der Hirnschale der Himmelhatte ich schon bei diversen Blogs etwas gesehen, während mir Uli Wittstocks “Weißes Rauschen oder Die sieben Tage von Bardorfvöllig unbekannt war und dann habe ich gelesen und gelesen.

Nach “Blauschmuck” das zu meiner Überraschung weder den “Alpha”, noch den Debutpreis bekommen hat, obwohl die sprachliche Qualität wahrscheinlich über der von Friederike Gösweiner und Barbi Markovic liegt, aber für mich etwas Künstliches und Aufgesetztes hatte, so daß ich bei dem Buch hin-und herschwankte und ein gewißes Unbehagen verspürte.

Das ist doch eine Kunstsprache, dürfen wir uns wirklich so literarisch in die arabische Sprachwelt hineinversetzten und ist es die Sprache, die eine Unterschichttürkin wirklich spricht?

Ich glaube es nicht, das Buch hat aber wahrscheinlich gerade deshalb eingeschlagen und wäre, wenn es einfacher und realistischer geschrieben wäre, wahrscheinlich nicht so aufgefallen.

Zweifel über Zweifel, aber Freude, daß es auf die Shortlist kam, auf der mir ganz ehrlich, Isabelle Lehn und  auch Friederike Gösweiner fehlten und andere gelobte Debutromae, wie der der Michelle Steinbeck, des Philiph Winklers oder der Ronja von Rönne wurden gar nicht vorgeschlagen.

Mit Sonja Harters “Weißblende” aus dem österreichischen “Luftschacht-Verlag” ging es dann weiter.

Wieder ein sehr poetisches Buch, das von einem sehr aufgeweckten jungen Mädchen und seinen erotischen Gefühlen handelt, ein Lolilta Thema und wieder ein bißchen Abwehr, darf soll man so über dieses Thema schreiben und will ich das lesen, wahrscheinlich nicht so ganz, obwohl ja einige erfrischende Wendungendarinnen sind, wie, die der Lehrerin, die die Peniszeichnung einfach zurückschmeißt.

Dann gings zu Philip Krömer und auch zu der Entdeckung eines Bloggers, daß der Autor auch Lektor und Mitbegründer seines Verlags ist und damit zu der Frage, ist das nun ein Eigenverlag oder nicht?

Wahrscheinlich kein wirklicher, trotzdem weichen die meisten schreibenen Verleger sofern sie es können auf andere Verlage aus, während die noch unbekannteren Autoren wahrscheinlich aus diesem Grund Verlage gründen odereinen Verlagsnamen darauf schreiben, damit sie nicht unter die “bösen” Selfpublisher fallen und das Buch ist sehr originell, auch ein Crossover, ein bißchen zu männlich, brutal und herb für meinen Geschmack vielleicht und dann ging es Genre übergeifend zu den Krimis, obwohl Ulis Wittstocks “Weißes Rauschen” kein wirklicher ist, sondern eine Satire auf die Zustände dieser Welt.

Manchmal sehr witzig, mir  manchmal etwas zu langatmig und zu wenig spannend und von den Bloggern kamen Meldungen, daß es sprachlich nicht vollkommen, sondern mit Fehlern behaftet ist.

Ja, auch den Verlagen fehlen schon die Lektoren oder sie sparen diese ein. Ich bin in diesem Punkt ja ein wenig lockerer und interessant ist auch, wenn man auf die Votingliste, des Debutblogs geht.

Es hat die meisten Stimmen, über sechssiebzig Prozent Ja, die Leser wollen Spannung, vielleicht haben Verlag und Autor aber auch ihre Fans ausgeschickt?

“Blauschmuck” hat, was mir eigentlich unverständlich ist, nur 1,89%, Sonja Harter steht, gefolgt von Shida Bazyar mit über 12% an zweiter Stelle.

Nun weiß ich nicht, wieviele Leser sich an der Umfrage beteiligten und es ist auch interessant, was die Blogger meinen, die den Preis ja entscheiden und ich habe mich sehr neugierig, an das fünfte Buch, an Shida Bazyars “Nachts ist es leise in Theraran”, das von Tobias Nazemi auf seinen Blog sehr gelobt wurde, gemacht und wurde überrascht oder auch nicht.

Daß es ein sprachlich sehr anspruchsvolles Buch ist, hatte ich mir schon gedacht, hätte aber, da ja auch die Autorin betonte, daß ihr die Sprache, das wichtigste wäre, experimentelle Sprachräusche erwartet und die mag ich ja eigentlich nicht und fand eine sehr poetische Beschreibung einer entwurzelten Familie, wo jedes seiner Mitglieder, in seiner eigenen Weise den Weggang oder auch die Rückkehr von Teheran nach Deutschland erlebt und beschreibt.

Der Vater, der ehemalige kommusitische Revolutionär, noch sehr in der heimischen Tradition verwurzelt. Die Literaturstudentin Nahid und junge Mutter hat zehn Jahre später Schwierigkeiten mit der deutschen Gastfreundlichkeit, die ja ganz anders, als in Persien ist und die Kinder, aufgezogen in deutschen Schulen verbunden mit den Familientraditionen, die sie vielleicht nie wirklich gekannt haben, werden überhaupt hin- und hergebeutetelt. Und meiner Meinung nach ohne jeden übertriebenen Sprachrausch und Künstlichkeit drückt das die 1988 in Deutschland geborene Shida Bazyar sehr dicht und doch sehr einfach aus.

Für mich das beste Buch, dem ich gerne meine Stimme gebe, obwohl man ja, wie ich immer schreibe, Äpfel und Birnen nicht vergleichen und Bücher nicht vermessen kann.

Es ist aber für mich das eindruckvollste Buch, wo ich ohne Widerspruch und Zweifel zurückbleibe, viel über den Iran, seine Geschichte und Gebräuche gelernt habe und auch ein bißchen neugierig auf Teheran bin.

Obwohl ich in kein Land reisen werde, wo ich mir ein Kopftuch aufsetzen muß und fliegen tue ich auch nicht so gern, also hat mir hier die Literatur, die Realität ersetzt, Vorstellungen aufgemacht, meinen Horizont und mein Wissen erweitert und jetzt bin ich neugierig auf die Meinung der anderen Blogger.

Werden sie sich für die Sprache, das Genre, die Spannung oder den Inhalt entscheiden?

Am fünfzehnten Dezember werden wir es wissen und ich lese inzwischen weiter, habe ich ja noch drei Longlistbücher auf meiner heurigen Leseliste, habe ich mir doch auch, Birigit Birnbacher “Wir ohne Wal” bestellt, weil es der Blogger Marc Richter auf seiner persönlichen Shortlist hatte und ich auch in der “Gesellschaft für Literatur” davon hörte.

Das Buch der Paula Fürstenberg und das der Nelle Pollatschek werde ich auch noch heuer lesen, während Isabelle Lehn, da  kein Rezensionsexemplar, auf das nächste Jahr warten wird, weil auf der heurigen Leseliste noch einiges andere, wie beispielsweise die Bücher meines Kritikers Uli und Dietmar Füssels historischer Roman aus dem alten Ägypten stehen.

Weißblende

Nach “Blauschmuck” kommt “Weißblende”, die Namensähnlichkeit ist Zufall oder nicht, jedenfalls Buch zwei aus der “Shortlist” des “Bloggerromandebutpreises” und es geht wieder um Gewalt, an und um Frauen oder auch, um pubertäre Mädchenphantasien und wieder ist die Debutantin eine Frau, nämlich die 1983 in Graz geborene, in Wien lebende Sonja Harter, mir als Lyrikerin bestens bekannt, war ich ja schon bei einigen diesbezüglichen Veranstaltungen und als Friederike Mayröcker den “Bremer Literaturpreis” bekommen hat, hat sie sie, glaube ich nach Bremen mitgenommen.

Ein sehr poetischer Roman also, poetisch und erotisch, der das Unbegreifliche erzählt, das sich vielleicht in vielen pubertären Mädchenseelen abspielt, der Wunsch zwischen dem Ausbrechen, Hierbleiben, Kindsein und Erwachsenenwerden in einer Welt voller Gewalt und Widersprüche, Lügen und Heimlichkeiten, wo es nicht so einfach ist, sich auszukennen und die Literatur, die großen Vorbilder Humbert Humbert und Lolita, Alice im Wonderland, etcetera gibt es  auch, denn auch am Land, im Dorf, in der Enge hinter den sieben Bergen, gibt es ja auch die Schulpflicht und den Deutschunterricht und da spielt sich heutzutage schon einiges ab.

So wirf Jonathan, der Sohn des Bürgermeisters und daher diesbezüglich besonders priveligiert, einen Papierflieger zu der Klassenvorständin hin, auf der ein Penis aufgemalt ist, sie macht das Papier auf, zerknüllt es und schießt es ihm zurück.

Macht man das heutzutage so in den Dorf oder auch Stadtgymnasien?

Da ist jedenfalls Matilda, das ist glaube ich eine berühmte Figur von Roald Dahl, aber auch eine Vierzehnjährige, die in der Enge des Tales aufwächst. Die Mutter sagt man ihr, ist bei ihrer Geburt gestorben, die Großmutter dement und daher in einem Altersheim.

Matilda ist Klassenbeste, ein wenig Außenseiterin und graut sich vor den Ferien, denn sie kann nicht, wie die anderen, sozial besser gestellten, auf Erlebnisurlaub nach Italien oder Griechenland fahren.

Muß da bleiben und will nicht ins Schwimmbad gehen, denn dort werfen, die Burschen ja nur die Mädchen ins Wasser und kreischen auf. So geht sie zum Deutschlehrer und fragt ihm nach einer Leseliste für den langen Sommer. Der ist erstaunt, denkt nach, empfiehlt dann den “Werther” und noch einiges anderes.

Aber soweit kommt Matilda nicht, denn einiges hat sich bei ihr geändert. Der Vater, der bisher so abgeschlossen lebte und sich nur einmal, lang lang ists her, mit der Putzfrau am Boden liegend überraschen ließ, vermietet ein Zimmer an einen Franzosen, an Alain Bonmot und es kommt, wie es kommen muß oder Besser Sonja Harter es will:

Der Franzose stellt zuerst Fragen, bringt schließlich Matilda in den größeren Nachbarort, wo es sowohl eine Bücherei, als auch das Altersheim gibt, in dem die Großmutter, die, wie sich herausstellt, gar nicht dement ist, lebt und die offenbart der frühreifen Vierzehnjährigen ein Geheimnis, das den Lesern gar keines mehr ist, denn es gab in dem Buch, im ersten Teil “Nervensommer” immer wieder kursiv gesetzte Abschnitte, die von einer Frau in der Psychiatrie handelten.

Also die Mutter ist nicht bei der Geburt, sondern in der Psychiatrie, wo sie vorher viele bunte Pillen schlucken und für die Ärzte alles aufschreiben mußte,ums Leben gekommen und diese Aufzeichnungen, gelangen in Matildas Hände und dann kommt auch noch Bonmot und entführt die Vierzehnjährige in die Stadt.

Dafür hat er dem Vater, die Miete bis Ende des Jahres vorausgezahlt. In der Stadt zuerst fragt der Hoteldirektor, “die junge Dame” und den älteren Herrn verlegen nach den verwandtschaftlichen Verhältnissen, denn man will ja wahrscheinlich nicht die Polizei und das Jugendamt vor der Tür stehen haben.

Alain stellt Matilda aber auf die Probe, führt sie in ein Konzert, von dem es dann in das Hotelzimmer des Pianisten geht und Matilda ist widerspruchslos mitgegangen, alsoreif für den Deal und darf das vorausbezahlte Geld abarbeiten, bevor sie wieder in die ländliche Enge und in ihre Schule zurückkehrt.

Dort erwartet sie eine Frau beim Vater, der Dachboden wird für sie ausgebaut, dort kommt es auch zu Herrenbesuchen, einer davon ist der Deutschleherer, der Matilda mit guten Noten bezahlt und am Ende kommt doch wieder die Psychiatrie, die Ärzte mit den weißen Mäntel, die für das Protokoll, die Gerichtsverhalndlung, etcetera, alles wissen wollen, ständig “Alles ist gut!”, sagen und brav ihre blauen oder roten Pillen austeilen und Matilda wird wahrscheinlich am Ende der Geschichte erwachsen werden.

“Der Arzt streicht mir übers Haar. Das Band läßt er da.Ich sehe mir alles an. Das Bild ist unscharf, aber der Ton ist hervorragend.”

“Ich lege dir alles zu Füßen, Mädchen, bücken mußt du dich selbst”, ist noch ein Zitat, das Alain Bonmot zu Matilda sagte und das am Buchrücken zu finden ist.

Ein Buch der schönen Worte also, von höchster Poesie, das man trotzdem oder vielleicht deshalb nicht so gerne lesen will.

Aber vielleicht doch darüber diskutieren, was davon Gewalt, Phantasie, erlaubt, verboten, gut und böse ist?

Wenn man vierzehn ist und in das Auto eines älteren Herren steigt, der einen Zigaretten überreicht oder mit einem Küßchen begrüßt, holt schnell die Direktorin, die Mutter in die Sprechstunde und wenn man Alain Bonmot mit Matilda im Bett erwischt, kommt er ins Gefängnis, auch wenn Lolita, Humbert Humbert vielleicht dorthin lockte und erwachende erotische Phantasien vielleicht oder auch ganz sicher zur Pubertät gehören und wie soll man über all das schreiben?

Schockierend brutal mit Fotos, die es vielleicht im Internet oder in der Gerichtsmedizin zu sehen gibt oder so schön poetisch, wie es die österreichische Lyrikerin Sonja Harter tat, die mit ihrem Debut auf die “Bloggerdebutpreisshortlist” gekommen ist und ich nun die Qual der Wahl habe, wieder einmal Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

Was ist schöner und poetischer “Blauschmuck” oder “Weißblende”?

Gewaltvoll ist beides höchstwahrscheinlich und es gibt ja noch drei andere Bücher, die zur Auswahl stehen, “Ymir” ist das nächste, das ich lesen werde und bin natürlich  selber schuld an dem Dilemma, habe ich mich ja noch schnell kurz vor zwölf in die Jury hineingedrängt, weil ich das so gerne mache, Bücher zu vergleichen und dann dazuzuschreiben, daß man das gar nicht kann!

Die sechs deutschen Shortlistbücher

Sie ist da, die Shortlist des dBp

  1. Rainhard Kaiser-Mühlecker “Fremde Seele-dunkler Wald”
  2. Bodo Kirchhoff “Widerfahrnis”
  3. Andre Kubiczek “Skizze eines Sommers”
  4. Thomas Melle “Die Welt im Rücken”
  5. Eva Schmidt “Ein langes Jahr” und
  6. Philip Winkler  “Hool”

Drei habe ich schon gelesen, zwei weitere, darunter die Doppelnominierung liegen bereits auf dem Bücherstapel am Klo, “Hool” müßte ich noch bekommen, würde mich aber interessieren.

In den letzten Tagen haben auch die Buchpreisblogger und Malte Bremer vom Literaturcafe ihre Empfehlungen abgegeben, letzterer an Hand der Buchpreisproben, was ich nach der eigenen Leseerfahrung eines solchen Heftchens vor drei Jahren für unmöglich halte, hatte aber zwei Treffer, die sogenannten offizellen, die diesmal, wie sie schrieben jedes Buch mindestens einmal gelesen haben, haben das ebenfalls und ich selbst, hätte von den zehn bis jetzt gelesenen Büchern auf jeden Fall auf den Melle getippt und ihn auch hinaufgegeben, Kirchhoff habe ich erwartet, war mir aber zu konstruiert, Eva Schmid überall sehr gelobt, mir wahrscheinlich zu leise, daß ich an sie gedacht hätte und heute morgen habe ich in der Badewann mit Sibylle Lewitscharoffs “Pfingstwunder”, das der Buchpreisblog, um Mara Giese verissen hat, angefangen und ich hätte es daraufgeschrieben und bin jetzt ein wenig enttäuscht, denn ich glaube, abgesehen vom Melle, dessen brillanten Bericht einer, seiner bipolaren  Störung ich ja nicht für einen Roman halte, ist es das bis jetzt beste Buch, das ich von der Liste gelesen habe.

Ich weiß schon Sibylle Lewitscharoff ist ein wenig schwierig, wegen ihrer Äußerungen, die zwar in Romanen höchst willkommen sind, am Vortragspult aber stören und irritierend wirken und ich habe das, was ich bisher von ihr gelesen habe, auch eher nicht verstanden, weil eine sehr abgehobene, schwirbelige Sprache, habe ich, glaube ich, irgendwo gelesen, aber das fand ich sehr brilliant,

Da fahren vierunddreißig Wissenschaftler auf einen Dante-Kontreß nach Rom und steigen dann zu Pfingsten in den Himmel auf, nicht alle, einer muß ja zurückbleiben und das erzählen und traut sich das auch nicht recht, denn kommt man nicht in die Psychiatrie, wenn man solches behauptet?

Spannend, spannend und ich werde das Buch auch weiterlesen, mir aber überlegen, ob ich die Shortlistbücher nicht vielleicht doch vorziehn soll.

Inzwischen ist auch noch Peter Stamms “Weit über das Land”, ein Buch, das dünner ist, als ich erwartet habe, zu mir gekommen und ich wäre was die deutsche LL-List betrifft, komplett, bis auf “Hool” und das Buch vom Händler, auf die österreichischen muß ich ja noch warten oder mir die Bücher zum Geburtstag wünschen.

Sophie Weigard von “Literaturen”, die auch schon zehn Bücher gelesen hat, schreibt auf ihren Blog oder Facebook- Seite, daß sie vielleicht, die zehn falschen gelesen hätte, das glaube ich jetzt nicht, ohne nachzusehen, ich glaube aber Melle und Schmid und vielleicht auch ein paar andere waren dabei, aber ich habe mir auch gedacht, daß ich noch nicht sehr viel “Preiswürdiges” ein blödes Wort, das ich nicht mag und auch nicht verwende, gelesen habe, obwohl ich die LL in ihrer Weite für sehr gut und interessant halte.

Aber zuletzt waren zwei Bücher dabei, interessant, sie sind auch von S.Fischer, die mir nicht so gefallen haben, Thomas Steinaeckers Abenteuerroman, den ich persönlich eigentlich für nicht sehr literarisch halte und dann Arnold Stadlers “Litanei” über zwei, die in Köln eine Jugendliebe treffen, beziehungsweise in Berlin in die Oper gehen und das über fünfhundert Seiten, das erinnert zwar ein bißchen an die “Alten Meister” und da habe ich sehr gelacht, als nach den dortigen fünfhundert oder so Seiten, über die Frage, ob man am Abend ins Burgtheater gehen soll, das Buch damit endete “Und dann war ich im Burgtheater und die Vorstellung war füchterlich”, ich zitiere aus dem Kopf und daher sicher nicht richtig.

Die anderen Bücher, die Sprachexeperimente, der jungen Autoren Anna Weidenholzer und Michelle Steinbeck, interessant, die Steinbeck war mir, glaube ich, zu sprachlich abgehoben, der Hans Platzgumer zu konstruiert, Dagmar Leupolds “Witwen”, sprachlich schön, aber vielleicht auch nicht lebensrelevant, das Cover meiner Meinung nach kitschig, nun ja,  man sieht, auch ich kann über Bücher mäkeln und es selbst nicht besser machen, wie meine Kritiker meinen, ganz im Gegenteil.

Also lesen, lesen, lesen, die Longlist, die Shortlist, die Schweizer, die österreichischen Bücher oder auch etwas ganz anderes, in der “Alten Schmiede” und im Literaturhaus fängt jetzt ja auch die Saison mit Präsentationen von Büchern an, die nicht auf den Listen stehen, es gibt also sehr viel und man kann es sich aussuchen.

Außer dem Stamm habe ich vorhin auch die “Lebenszeichen”, die Anthologie vom letzten Volksstimmefest bekommen, das habe ich ja meinem Kriiker Uli zu schicken versprochen.

Mal sehen, wie es ihm gefällt, fehlerfrei und lektoriert ist es wahrscheinlich, denn es ist ja so spät gekommen, weil es eingestampft werden mußte, weil der Richard Schuberth falsch geschrieben war, dessen Debut- oder nicht Debutroman, ich auch noch lesen möchte.

Spannend, spannend also diese Shortlist, mal sehen, was die Blogger, Kritiker und andere interessierte Buchmenschen dazu sagen.

Die Longlist war ja sehr überraschend, ich fand sie, wie beschrieben interessant, habe aber an den gelesenen Büchern  viel ausgesetzt, mal sehen, wie es mit den acht anderen wird, die noch zu lesen sind.

Laut den Buchhändler fangen die Menschen  jetzt erst an, in die Buchhandlungen zu laufen und sich für die Listentitel zu interessiert und natürlich kann man auch schon spekulieren, wer dann am Vorabend zur Buchmesse in Frankfurt den Preis bekommt?

Der Melle wäre da ein Kanditat, hat aber meiner Meinung nach, ich wiederhole es, keinen Roman geschrieben, Bodo Kirchhoff würde ich mir nicht wünschen, bei Eva Schmidt kann ich es mir eigentlich noch immer nicht vorstellen und die anderen Bücher habe ich noch nicht gelesen, bin aber auf dem Weg es zu tun.