Wer ist ein Hobbyautor?

Das ist eine Frage über die ich mich mit dem lieben Uli immer catsche, der mir hier ja sehr eifrig kommentiert, um mir zu beweisen, daß ich nicht schreiben kann!

Aber ich kann es natürlich, habe es irgendwann und irgendwie zwischen meinen sechsten und siebenten Lebensjahr gelernt, als mich die öffentliche Volksschule wegen meiner Sprachfehler nicht nehmen wollte und ich dann ein Jahr lang oder so bei einem Herrn Aschenbrenner behandelt wurde.

Ab da oder bald danach wollte ich wahrscheinlich Schriftstellerin werden oder was immer ich mir darunter vorstellte. So kann ich mich erinnern, daß ich in der Volksschule am Wochenende Aufsätze schrieb, die ich dann meiner Lehrerin Frau Keiler zeigte, die dem Ganzen auch recht wohlwollend gegenüberstand und mir, wie ich mich erinnern kann auch Schreibtips gab, nicht zwei Synomyme gleichzeitig oder so, verwenden und die war, glaube ich, konstruktiv und die Frau Linser in der Haupschule und die Frau Professor Friedl in der Straßergasse waren das auch.

Und 1971, zwei Jahre vor meiner Matura, habe ich beschlossen, ich werde Psychologie studieren und schreiben und beides dann getan. Große Pläne hatte ich, größenwahnsinnig nennt es der Uli, den “Nobelpreis” beispielsweise zu bekommen. Jawohl davon habe ich geträumt und ich denke, das war mein Synomen für die Anerkennung und an der hat es ja bekanntlich gehapert.

Denn dann kam die “Einladung zum Tee”, nach ein paar Fehlversuchen, endlich eine gelungene Geschichte, 1978, war das, glaube ich und die Monika und der Gerhard, denen ich sie stolz zeigte, sagte beide unioso “Das ist nicht gut!”

Heute denke ich, das hätte nicht sein müssen und damals habe ich mir schon gedacht, das kann und darf ich keinen anderen sagen und habe im “Arbeitskreis der schreibenden Frauen” in den mich dann die Monika brachte, mich auch sehr zurückgehalten. Da kann ich mich erinnern, daß die Bruni eine Geschichte las, wo die Protagonistin sich dann plötzlich als Mann entpuppte, was ich nicht verstanden habe. Ein paar Jahre später hat sie das dann nochmals gelesen und da habe ich das gefragt und gemerkt sie war beleidigt und hat “Das ist die Retourkutsche!”, gesagt. War es nicht, aber ich habe gelernt, ich muß nicht kritisieren, muß nicht beleidigen und kann trotzdem ehrlich sein.

Dann kam der “GAV-Eintritt”, die Verlagssuche die nicht klappte, die ersten Veröffentichungen in kleineren Literaturzeitschriften, bis zur “Rampe” und den “Wespennest” habe ich es gebracht. Ich habe für die GAV Veranstaltungen organisiert und als ich mich 1987 von der HNO-Kinik, wo ich vier Jahre Psychologin in der Sprachambulanz war, in meine freie Praxis verabschiedete, war ich offen für beides, für die Psychologie und die Schriftstellerin und hätte auch das gemacht, wenn es sich ergeben hätte.

Hat es nicht, vom Schreiben leben, ging nicht und da wäre ich schon bei der Hobbyautorin und das klingt und klang ein wenig abwertend. Die Hausfrau, die am Küchentisch ihre Gedichterln schreibt, aber Kritiker, die Marlen Haushofer hat das jahrelang getan und, ich glaube, die Christine Nöstlinger auch und was ist an einem Hobby abfällig?

Nichts natürlich. Es wird nur so gebraucht, du bist keine richtige Autorin. In St. Pölten habe ich einmal für die GAV eine Frauenlesung veranstaltet und dazu neben der Elfriede Haslehner, der Ruth Aspöck, der Bruni Langthaler, etcetera auch die Marie Therese Kerschbaumer einladen wollen, die empört “Das ist eine Hausfrauenlesung!” antwortet.

War es nicht, denn es waren keine solchen dabei, aber doch nicht so bekannte Autoren und wenn man den Begriff genau betrachtet, stimmt er natürlich, denn wenn man von seinem Schreiben nicht leben kann und das tun die meisten nicht.

Da ist es wahrscheinlich ein Hobby auch für das Finanzamt und die meisten Autoren, die ich kenne, leben von Lesungen, Stipendien, von den Buchtantiemen kann man es oft nicht, organisieren Veranstaltungen, betätigen sich als Kulturvermittler und geben, wenn sie Germanistik studiert haben, auch Deutschkurse für Ausländer.

Da gibt es ja derzeit auch ein paar Veranstaltungen dazu und ich habe auch immer etwas organisiert und als die Ruth eine Veranstaltung zum Thema “Poesie und Brotberuf” machen wollte, habe ich gesagt, da muß ich lesen und da ist es ja die Frage, wer ist ein Autor und darf man einen anderen Beruf haben, wenn man nicht davon leben kann?

Der Herr Grillparzer hat das, glaube ich, sein Leben lang getan. War Hofarchivdirektor in dem Haus das heute das Literaturmuseum ist und war trotzdem ein berühmter Dichter, John Grisham war oder ist, glaube ich, Jurist, die Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk ist oder war Psychologin, das habe ich in meinen damaligen Text geschrieben, der in Poldis Galericfe vorgestellt wurde und da hat die Anna, glaube ich, damals dreizenjährig, gesagt “Meine Mutter ist Hobbyautorin!” und das nicht schlecht gemeint und es stimmt ja auch, daß ich davon nicht lebe, aber nicht, das mir das Schreiben nicht ernst gemeint ist.

Das hat dann der liebe Uli aufgegriffen und natürlich “Sie sind eine Hobbyautorin!” geschrieen und was “Sie wollen Honorar für Ihre Lesungen, seien Sie doch froh, daß sie lesen dürfen!

Das wäre das nächste Thema und da ich gerne lese, lese ich natürlich auch umsonst, frage aber immer vorher nach, denn das ist ja vielleicht ein Unterscheidungspunkt.

Die “richtigen Autoren” verlangen ein Honorar und bekommen es auch, wenn sie Menasse, Frischmuth, etcetera aber auch Mieze Mesdusa oder Markus Köhle, heißen, aber die leben, glaube ich, auch von der Kulturvermittlung, also Moderation in der der “AS” zum Beispiel und der Uli bezeichnet sich, glaube ich, selber als Hobbyautor und sieht nichts Abfälliges dabei und das ist dann okay und da hat sich der Begriff im Laufe der Zeit, glaube ich, auch verändert.

Denn als ich zum Schreiben angefangen habe, war es eigentlich klar, daß man versuchen soll in den Literaturbetrieb hineinzukommen. Zumindestens wäre mir nichts anderes eingefallen und damals war es auch nicht üblich für eine Ausbildung zu zahlen und es hat auch keine Ausbidung zum Autor gegeben.

Gut, es gab das Literaturinstitut in Leipzig schon in DDR-Zeiten. Da sah man das anders und in Amerika war das sowieso so. Da gabs auf jeder Universität Schreibworkshops. Im deutschsprachigen Raum war das damals nicht so. Das hat sich inzwischen geändert. Wahrscheinlich auch, weil die Autoren etwas brauchen, wovon sie leben können, deshalb haben sie Schreibseminare angeboten und Schreibschulen gegründet.

Gustav Ernst und Robert Schindl haben die “Leondinger Akademie” beispielsweise gegründet, wo die Seminare etwas kosten.

Es gibt inzwischen die “Hochschule für Sprachkunst”, wo sich Hunderte bewerben und zehn Leute genommen werden, die haben dann vielleicht eine literarische Karriere und vielleicht auch nicht, zumindestens betonen das die Professoren, daß man da keinen Anspruch hat und die meisten Debutautoren kommen inzwischen auch von Literaturinstituten. Dann probieren sie es beim Open “Mike und beim “Bachmann-Preis”, der, als er gegründet wurde, auch sehr umstritten war, was sich inzwischen auch sehr geändert hat.

Und es wollen vielen Leute schreiben, wahrscheinlich mehr inzwischen als sie Bücher lesen und das wird wahrscheinlich auch ein Problem und weil nicht alle in Leipzig, Wien, Biel oder Hildesheim genommen werden, gehen die anderen vielleicht zur Jurenka Jurk und buchen ihre Ausbildung zum Romanautor oder die Seminare beim “Writerstudio” wo Judith Wolfsberger, das amerikanische System übernommen hat, die etwas kosten und, die man sich leisten muß und da hat sich der Begriff auch geändert und auch der, ob man zum Schreiben jetzt den Musenkuß braucht, wie es früher war oder etwas ist, das man lernen kann und muß und das auch auf der Universität oder woanders lernen darf.

Früher konnte man das Schreiben nicht lernen, es gab keine Ausbildung zum Autor und mußte es trotzdem und hat es durch das Schreiben getan und jetzt gibt es halt Leute, die sich die Schreibschulen leisten und das Schreiben als Hobby und das als nichts negatives ansehen.

In den Literaturbetrieb kommen sie damit wahrscheinlich nicht, wollen das vielleicht auch gar nicht. Es gibt das Selfpublishing, das in Leipzig und in Frankfurt schon ganze Hallen füllt. Bei den meisten Ausschreibungen steht aber trotzdem dabei “Kein Selfpublishing!” und die Ministerialräte oder Oberärzte, die in Pension gehen und ihr Leben aufschreiben oder Gedichte verfassen wollen, leisten sich dann auch mit guten Gewissen, die sogenannten Druckkostenverlage und können sich das auch bezahlen.

So gesehen hat sich seit den Siebzigerjahren, wo ich zu Schreiben begonnen habe, viel verändert. Hobbyautorin nenne ich mich noch immer nicht, obwohl ich davon nicht leben kann, mir meine Bücher drucken lasse und bei Lesungen frage, gibts ein Honorar und trotzdem lese, weil ich das ja will und meine Bücher, die ich auch auf den Blog vorstelle meist verschenke.

Schreiben als Lebensform, als Passion passt für mich besser, obwohl das eine Bezeichnung ist, die, die, die vom Schreiben, also von Preisen und Stipendien leben müssen, meistens gar nicht wollen und ihn bekämpfen und das Problem , wo so viele Leute schreiben, durch Romanschulen lernen und auch besser werden und dann ihre Bücher entweder bei “Amzon” oder bei Kleinverlagen veröffentlichen, ist wahrscheinlich, daß immer weniger Leute lesen und höchstwahrscheinlich auch die Buchpreisbücher vielleicht zwar zu Weihnachten verschenkt, aber nicht wirklich gelesen werden.

Das Schreiben ist mir wichtig und ich glaube auch, auch wenn andere mir das nicht glauben, daß ich es in den letzten fünfzig Jahren erlernte. Durch schreiben lernt man es. Meine Texte werden fertig. Da ich es aber mit der Rechtschreibung noch immer nicht so genau nehme und auch realistisch schreibe, falle ich wahrscheinlich noch immer durch den Rost oder stehe im Literaturbetrieb daneben.

Aber auch damit habe ich inzwischen gelernt zu leben und Hobbyautorin bin ich noch immer nicht, sondern eine engagierte schreibende Frau, habe aber nichts dagegen wenn andere Autoren sich so nennen und lese auch ihre Bücher, denn ich lese ja viel und gerne über den Tellerrand.

2 thoughts on “Wer ist ein Hobbyautor?

  1. Die Frage ist schnell beantwortet: Sie und ich sind Hobbyautoren. Wir schreiben, weil wir gerne schreiben und weil wir nicht davon leben können bzw. müssen. Das Gegenteil davon sind Berufsautoren bzw. Bestsellerautoren, die vom Verkauf ihrer Bücher leben können.

    Ich werde nie begreifen, was Sie an diesem Begriff so abwertend finden. Auch wenn Sie schreiben “Nichts natürlich.” Nur um das im nächsten Satz wieder umzukehren “Es wird nur so gebraucht, du bist keine richtige Autorin.”

    Ich schrieb es schon mal, ein Hobby-Geologe kann sich ebenso mit Gestein und Erdgeschichtlichem auskennen wie ein studierter Geologe, ein Hobby-Maler erschafft vielleicht schönere Bilder als ein “bekannter” Künstler, ein Hobby-Autoschrauber findet vielleicht den Fehler im Motor, an dem sich Fachleute die Zähne ausgebissen haben, ein Hobby-Fotograf kann ein genauso gutes Auge für Licht und Schatten haben wie ein gelernter Profi.

    Ich glaube, es ist Ihr überbordendes Ego, das einfach nicht wahrhaben will, dass Sie kein Profi sind, egal, ob Sie nun sechzig oder achtzig Bücher geschrieben haben. Natürlich können Sie schreiben. Sie können Worte aneinanderreihen. Ob diese Worte aber auch eine lesbare Geschichte ergeben, ist wieder was anderes. In Ihren Augen tun sie das selbstverständlich. In den Augen der Leser womöglich weniger, aber die sind Ihnen ja ohnehin egal.

    Wann habe ich irgendwas in meinen Antworten an Sie “geschrieen”, liebe Eva? Womit wir wieder bei Begrifflichkeiten wären, die Sie falsch anwenden. Lob wird in Ihren Augen “gesagt”. Kritik und sogar hilfreiche Hinweise werden “geschrieen”.

    Unter anderem deswegen fallen Sie “durch den Rost”, und nicht, weil Sie “realistisch schreiben”. Das ist einfach nur Unsinn und Realitätsverweigerung. Mit der ablehnenden Haltung gegenüber geltenden Rechtschreibregeln als Grund liegen Sie da schon eher richtig.

  2. Natürlich bin ich ein Profi, lieber Uli, denn ich schreibe sehr viel und schon sehr lang und natürlich fehlt mir die Anerkennung und natürlich bin ich wahrscheinlich eine Hobbyautorin, weil ich davon nicht leben kann!
    Aber so wird der Begriff nicht verwendet, sondern eher abwertend! Zumindestens habe ich das so erlebt und ich kenne viele Autoren, die auch nicht davon leben können und sich nie als solche bezeichnen würden!
    Was ich in dem Artikel aufzeigen wollte ist, daß sich der Begriff im Lauf der Zeit verändert hat! So bezeichnen Sie sich ja sehr selbstbewußt als Hobbyautor und waren damit der Erste, den ich kenne, der das tat und die Leute, die ins “Writersstudio” gehen und zahlen, um eine ungestörte Schreibumgebung zu bekommen, haben damit auch kein Problem und auch die pensionierten Hofräte nicht, die mit Ihren Gedichtbänden zu den Zuschußverlagen gehen und damit zufrieden sind!
    Ich glaube, das hat sich seit der Zeit geändert, als die Romanschulen und Schreibakademien gegründet werden und man das Schreiben, wie das Malen oder das Tanzen erlernen konnte! Vorher hat man es selber tuen müssen und sich dann wahrscheinlich als Profi bezeichnet und ich betrachte mein Schreiben, auch wenn ich nicht davon leben kann, als meine Lebensform und wünsche mir, daß Sie das akzeptieren, auch wenn das bei Ihnen anders ist, weil Sie von einer anderen Seite kommen!
    Das mit dem Ego ist auch interessant, denn in meinen Texten fehlt meistens der Antagonist! Ich habe keinen Gegenspieler und mir gedacht, den muß ich doch haben, sonst sonst bin ich eine schlechte Autorin und dann darauf gekommen, daß Sie mein Antagonist in meinem Schreiberinneneben sind, der mit seinem Beckmesserstaberl automatisch “Das sind Sie nicht! Sie sind schlecht! Das stimmt nicht!”, schreit oder schreibt natürlich, ohne auf meine Argumente zu hören!
    Ansonsten, kann ich proudly vermelden, die “Flora” ist an den Alfred gegangen, das “Soziale Kreditsystem” hat schon ein Cover und kann bald an die Druckerei gehen und beim neuen Projekt, den “Drei Frauen” gibt es schon vier Szenen und einen vagen Handlungsplan!
    Trotzdem freue ich mich auf das “Abklopfwebinar” am Mittwochen, denn Sie wissen ja, 2023 ist ja mein Jubliläumsjahr, wo ich mich mit meinen Schreiben besonders auseinandersetzen und auch darüber berichten will!

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